workation Diary

#1 Start der Workation

Spoiler:


Tag 0: Der Start – oder Udos Titelvorschlag für diesen Tag: Probleme mit allem 😅

09:30 Uhr deutscher Zeit

Anna: Wann glaubst du, tritt das Gefühl der Erleichterung ein?
Udo: Mh, wenn wir im Hotel angekommen sind, glaube ich. 

Vor ca. 2 Minuten haben wir unser Gepäck geschultert, unser Hab und Gut fremden Menschen überlassen, die Wohnungstür hinter uns zugezogen, das obligatorische “es-geht-los-Selfie” gemacht und sind mit diesem vielfach bekannten und wenig geliebten, mulmigen Gefühl losgezogen. Haben wir an alles gedacht? Haben wir was Wichtiges vergessen? Wird alles klappen?

Die Antwort lässt keine 10 Sekunden auf sich warten, als Udo im Gehen in seine Emails schaut. 

Udo: Der Flug wurde gecancelt. 
Anna: WHAAAAAAAAAT?!
Udo: Wir wurden umgebucht. Der neue Flieger geht heute Abend. Aber nach Mexiko City, nicht Cancun. Hä? Was soll das denn? 

Wildes Scrollen, lesen und auf Links klicken bringen uns hier auf der Straße auf dem Weg zur U-Bahn, die uns eigentlich zum Flughafen fahren sollte, nicht weiter. Also zurück nach Hause.

Gedanke: Geil. Ganze 150 Meter sind wir gekommen. Geht richtig gut los.

Lufthansa, DHL & Co.

Was folgte, lief in etwa so ab: 65min am Stück im Gespräch mit dem Service der Lufthansa und eine erneute Umbuchung, da die erste aus der E-Mail nicht bestätigt wurde. Dann zum Paketshop, um den nachgemachten Schlüssel für den zweiten Untermieter doch noch persönlich abholen zu können (anstatt den Nachbarn bemühen zu müssen, wie ursprünglich befürchtet).
Ergebnis: aufgerissenes Paket, keine Schlüssel drin. Bedeutet: jemand hat möglicherweise die Schlüssel zur Wohnung und kennt Namen und Adresse. Paketshop-Mann kann da leider nichts machen. Da müssen wir zur Post. Also quer durchs Viertel zur nächsten DHL-Filiale. Angestanden, Fall erklärt, dass wir zumindest die Nachnahmekosten von über 70 Euro zurückerstattet bekommen wollen. Antwort DHL-Mann: “Ja, das tut mir leid, hier sind Sie aber auch nicht bei der Post. Das hier ist die PostBANK. Die hat sich vor Jahren mit der DHL zusammengeschlossen. Aber wir sind nicht die Post.” Ja, wer denn dann und wo? “Da müssen Sie dort und dort anrufen, dieses und jenes Formular ausfüllen, aber Postfilialen gibt es so nicht mehr”.  Aha. Also unverrichteter Dinge wieder weg.

Anna: Boar, ich muss mich gleich zuhause mal kurz hinlegen. Mein Gehirn braucht mal kurz ne Pause. Eigentlich sollten wir uns gerade im Security am Flughafen durchchecken lassen und nicht sowas hier.

Zuhause, Tür aufgeschlossen, riesen Parfümwolke weht uns entgegen. Der italienische Untermieter ist schon da. Und quartiert bereits im Wohn- und Schlafzimmer. Soviel dazu, dass er erst abends ankommen wollte. Und soviel zum dringend nötigen Powernap. Wir richten uns dann also mal im Flur ein. 

Abwechselnde Anrufe bei verschiedenen DHL-Nummern, Schlüsseldiensten und der Lufthansa stehen auf der Agenda. Ist nämlich nichts mit umgebuchten neuen Flügen, das wäre ja zu einfach gewesen. Waiting list ist der Status unserer vom netten Lufthansa-Mann gebuchten Flüge. Also erneut keine Bestätigung. Neu anrufen, Umbuchungen anfragen, auf die Bestätigung warten – so geht es noch weitere 7 Stunden. Dazwischen immer mal unterbrochene Gespräche, wo wir aus der Leitung fliegen, abgewechselt mit Servicepersonal, das wir aus verschiedenen Gründen akustisch und inhaltlich nicht verstehen können. Der Proviant für den Interkontinentalflug ist mittlerweile aufgegessen.

Italian Spirit in the House

Ach ja, nicht zu vergessen der Untermieter, der völlig unbeirrt dessen, dass wir gestresst am Telefon hängen, dauernd um uns herum marschiert, erstmal in Ruhe kacken geht, sich singenderweise im Bad einrichtet, danach kocht und ein Liedchen pfeift und sich klappernd mit allen Schubladen, Schränken und Töpfen in seinem neuen, temporären Zuhause vertraut macht. Und wir sitzen zwischen unseren Rucksäcken, Taschen und Tüten im Flur – dem zentralen Punkt der Wohnung. Die Ironie dieser Situation ist nicht zu toppen. Wir müssen ab und zu lachen, weil alles so absurd ist.

Die Laune vom Untermieter kippt allerdings, als wir ihm eröffnen, dass er vermutlich noch mal zwei Nächte woanders schlafen muss, da wir aktuell nicht wegkommen und das Wohnungstürschloss noch ausgetauscht werden muss. Minchia ist ein neues italienisches Wort, das wir auf diesem Wege lernen: Scheiße. 

Unsere ersten zwei Vorschläge für ein nettes Hotelzimmer, das wir ihm anbieten zu zahlen, gefallen ihm nicht. Er hätte gerne was, das eine Küche hat. Seine Vorstellung geht da in Richtung AirBnB, nah an seiner Arbeit, aber nicht zu laut an der Straße, dafür gerne schön hell. Sowas gibt es entweder gar nicht, oder ab 250 Euro aufwärts die Nacht. Richtig Bock haben Udo und ich auch gerade darauf, das Internet zu durchforsten, was ihm denn gefallen könnte und was in unserem vertretbaren Budgetrahmen liegt. Ist ja nicht so, als wären wir selber gerade schon gut mit unseren aktuellen Themen beschäftigt, so ganz ohne Flug am Abreisetag mit gebuchtem Hotel in Mexiko ab heute. 

Wir gehen spazieren, um uns ein bisschen zu beruhigen, halten an einem süßen Café und essen ein Stück Kuchen. Wie schön, hier wollten wir eigentlich die ganze Zeit schon mal hin.

Ende vom Lied

Nach einem erneuten Telefonat mit der Lufthansa, bei dem sie uns immer noch keinen Flug innerhalb der nächsten 48 Stunden bestätigen können, lassen wir alles komplett canceln und buchen selber mit einer anderen Fluggesellschaft komplett neu für den nächsten Morgen. Kompromiss mit dem Untermieter: Wir schlafen alle in der Wohnung, da wir eh morgens um 4 Uhr das Haus schon verlassen werden. Und ein freundlicher Schlüsseldienst tauscht uns abends um 20 Uhr auch noch das Wohnungsschloss aus.

What a day…


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