Geschichtsstunde im Dschungel: Palenque
Nach zwei gemeinsamen Tagen in San Cristobal de las Casas fahren Udo und ich mit dem 9-stündigen Nachtbus weiter nach Palenque. Vorher keine Unterkunft zu buchen, stellt sich als semi-schlau geraus. Mitten aus dem Tiefschlaf gerissen heißt es, wir seien bereits da, eine Stunde früher als geplant. So sitzen wir im Zombie-Modus morgens um 6 an der Busstation und suchen Unterkünfte raus… Wir können eh noch nirgends einchecken, weil es noch viel zu früh ist. So stellen wir bloß unsere Sachen ab in einem auf den Bildern schönen Hotel ab und suchen nach dem Colectivo, das uns zu den berühmten Maya Ruinen von Palenque bringt.

Vor Ort empfängt uns schon ein großes Plakat mit den Preisen zu den jeweiligen Touren. Neben Eintritt zahlen wir eine nochmal so hohe Tourismussteuer (zusätzliche Steuern für alles Mögliche sind beliebt und weit verbreitet). Die Gebühr für den Tour Guide kommt oben drauf. Ein Guide erklärt uns, was die verschiedenen Touren beinhalten und kosten. Er spricht dann etwas leiser und verrät, dass er es uns günstiger anbietet. Wir verhandeln noch etwas und zahlen dann weniger als die Hälfte vom ursprünglich genannten Preis (wahrscheinlich immer noch viel zu viel, aber für uns zumindest vertretbar). Der Guide ruft kurz einem Kumpel kurz etwas zu und ruckzuck finden Udo und ich uns jeweils hinten auf den Motorrädern der beiden wieder und düsen mit ihnen die zwei Kilometer berghoch zum Gelände der Maya Ruinen von Palenque.

Es ist der Hammer. Dieses Panorama der Ruinen umgeben von Dschungelpflanzen, den Rufen von Brüllaffen und dem Pfeifen und Zwitschern zahlloser Vögel – Exotikfeeling pur. Obwohl das Gelände mit den großen Tempeln bereits jetzt schon recht ausgedehnt ist, liegen noch immer über 95 Prozent in den Tiefen des Dschungels verborgen. Die Mayas haben damals große Flächen gerodet, um sich diesen Ort zu schaffen. Die daraus entstandene Misswirtschaft hat schließlich zur Aufgabe dieses heiligen Ortes geführt, den sich der Dschungel folglich nach und nach zurück erobert hat. Und genau so sieht es hier auch aus.
Unser Guide leitet uns schließlich näher in Richtung des unmittelbaren Dschungels. In den Bäumen am Anfang hängt ein großes ein Schild “cerrado” (geschlossen). Unser Guide grinst nur und sagt “This is Mexico, hahaha”, hängt das Schild zur Seite und deutet uns an ihm ins Dickicht zu folgen.
Wie ich es liebe: Über Stock und Stein, Stamm und Fels, Gebüsch und Wasser. Dschungel Wanderungen gehören zu meinen Lieblingsaktivitäten in den Tropen. Unter uns und neben uns sehen wir immer wieder Steinformationen und können nur erahnen, welche immense Anzahl an Bauten der Mayas hier noch halb oder ganz verborgen unter den Wurzeln liegen.
Wir werden bei unserer Tour auch noch von einem besonderen Moment überrascht und sehen – nachdem der Guide ihn uns zeigt – oben im Baumwipfel einen riesigen Toucan sitzen, der dankbarer Weise schön lange und ruhig da sitzt, bis ich ihn mit meiner Kamera im höchsten Zoom gerade noch so erwischen kann. Den Abschluss unserer Tour bildet ein Brüllkonzert der Brüllaffen – wüsste man nicht, dass es Affen sind, könnte man denken, da sitzen Dinosaurier im Baum, so monströs klingen die Rufe.
Wir finden dann noch zwei große Avocados auf dem Boden, die wir uns später aufs Brot schmieren, und finden am Ende alleine, ohne Guide, sogar noch den Wasserfall, von dem ich zuvor in einem anderen Reiseblog gelesen hatte.

Es ist einer dieser Tage, an dem ein Highlight auf das nächste folgt. Über eine Hängebrücke über Wasser durch den Dschungel laufen und rechts und links Wasserläufe und natürliche Poolformationen in den schönsten Farben sehen, das fühlt sich einfach grandios an. Dazu die wahnsinnig faszinierenden Bäume und Schlingpflanzen. Und wieder haben wir diese einmaligen Eindrücke nur für uns allein.
Fun Fact: Nach dem Mayakalender und unseren Geburtstagen heißen wir übrigens Tsec (die Schamanin) und Yax (der Gott des Donners). Finden wir beides passend 😂
Naturtraum: Las Cascadas de Roberto Barrios
Ein besonders faszinierendes Naturschauspiel erwartet uns am nächsten Tag: Die Wasserfälle von Roberto Barrios. Anstatt mit einer geführten Tour, die im unwegsamen Gelände wie dem Dschungel total Sinn macht, wo man keinen Weg selber erkennen würde, machen wir uns hier alleine los. So sitzen wir – mal wieder als einzige Nicht-Mexikaner – im vollen Colectivo, das uns 45 Minuten mit Salsamusik, offenen Fenstern und Wind in den Haaren durch die Berge fährt. Schon der Weg begeistert uns mit vielen landschaftlichen Eindrücken abseits der klassischen Tourismuspfade.
Auch dieser Tag soll uns mit vielen verzaubernden Impressionen präsent vor unserem inneren Augebleiben. Glasklare Wasserfälle, türkisblaue Seen, riesengroße Bäume und Palmen, durch die die Sonne scheint, bunte Vögel, die über unsere Köpfe fliegen, Echsen, die sich auf Felsen sonnen – ein Ort zum Träumen.
Und so schön, dass ich mich sogar traue, durch den gesamten See zu schwimmen, obwohl ich nicht mal den Grund sehen kann (eines der Dinge, die sich mein Welt-Ich traut). Es ist einfach viel zu herrlich, als dass ich mir das mit Udo an meiner Seite entgehen lassen könnte.

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