workation Diary

#15 Und nun?

Nach Tagen der Glückseligkeit und den schönsten Orten in der mexikanischen Gebirgsregion Chiapas steht wieder mein wenig geliebter Teil der Reise an: Planung und Reiselogistik.

Wohin als nächstes? Wie machen wir weiter? Was wollen wir?

All die Fragen zu beantworten und Entscheidungen zu treffen, ohne zu wissen, was uns als nächstes erwartet, fordert mich auch nach dem hundertsten Mal jedes Mal wieder neu heraus. Die meisten unserer wunderbaren Erlebnisse auf dieser Reise klopfen nicht einfach an unsere Tür, sondern sind das Ergebnis langer Recherchen, vieler Gespräche, Abwägungen und Entscheidungen, deren Ausgang nicht klar ist und Investitionen an Zeit, Geld und Geduld.

Auch jedes Mal neu zu beginnen an einem Ort ist nicht einfach. Wo ist was? Wo schmeckt es? Wo finden wir überhaupt gesundes Essen? Wo wohnen wir? Was kostet alles? Wie sind die Leute drauf? Wie ist das Klima? Was können wir vor Ort machen? Gleichzeitig erschöpfen sich die meisten Orte aus Reisesicht nach kurzer Zeit: die Sehenswürdigkeiten sind gesehen, die Tagestouren erlebt. Es gibt nicht oft einen Ort, der einen angenehmen Mix hat aus lokal und international, ursprünglich und entwickelt, sozial und entspannt. Oftmals schlägt ein Ort nach kurzer in mindestens ein Extrem um, was – zumindest mir – einen dauerhaften Aufenthalt unattraktiv macht.

Für ein paar Tage ist ziemlich viel okay. Auf Dauer ist allerdings ein gewisser Komfortbereich an Klima, Gesellschaft, Infrastruktur und Landschaft nötig, um mich zum Bleiben zu bewegen. Palenque als Stadt selbst bietet diese Qualitäten zum Beispiel nicht. Zwar hat der Shabby-Zustand des Ortes für mich einen gewissen Charme und erinnert mich an die Anfänge meiner exotischen Reisen in Kambodscha. Doch bleiben möchte ich trotzdem nicht.

Nicht so einfach

Blöderweise liegt alles, was für uns zur Auswahl steht, aktuell in weiter Entfernung und nur schwer oder mit sehr viel Budget zu erreichen. Ein dickes Haar in der Suppe ist bei jeder Option, was leider dazu führt, dass ich jede getroffene Entscheidung gleich wieder in Frage stelle. Da hilft die zweite Meinung. Alias mein pragmatischer Freund. Nach einigem Hin-und-Her entscheiden wir uns für die 16-stündige Busfahrt nach Cancun, um von dort aus einen Flieger nach El Salvador zu nehmen. Guatemala als Nachbarland Mexikos fällt aufgrund lokaler Unruhen und Ausschreitungen nach wie vor aus – somit überfliegen wir dieses kurzerhand und bereisen das Land, was vor sieben Jahren bei meinem ersten Mittelamerika Besuch noch als zu unsicher zum Reisen galt.

Obwohl wir uns beide nicht gerade auf die ewig lange Busfahrt freuen, und ihr mit einigem Grauen entgegen blicken, verläuft sie ganz ok. Ausnahme: fünf (!) unterwegs durchgeführte Personenkontrollen im Bus von zum Teil mit Maschinengewehr bewaffnetem Militär in schwarzen Gesichtsmasken, und das am liebsten mitten in der Nacht. Udos und mein Reisepass stoßen bei jeder einzelnen Kontrolle auf ganz besonderes Interesse. Mal wieder sind wir die einzigen Exoten im Bus und ziehen somit jegliche Aufmerksamkeit des Kontrollpersonals auf uns.

Wer keinen Stress hat, macht sich einfach welchen 🙄

Wie man sich richtig schön verrückt machen kann? Auf die Tafel mit den Flügen schauen, den eigenen Flug nicht finden und gleich in Szenarien verfallen, was schon wieder alles nicht geklappt haben könnte. Von betrügerischer Buchungssoftware über Tippfehler beim Buchen oder einem falsch gewählten Datum – WAS IST DENN BITTE HIER SCHON WIEDER SCHIEF GEGANGEN, DASS DER FLIEGER NICHT DRAN STEHT???!!!

Achso. Wir gucken auf die falsche Tafel. Ankunft, nicht Abflug. Mann ey, die sehen aber auch genau gleich aus, die Dinger. In Deutschland sind die Tafeln von Abflug und Ankunft wenigstens farblich verschieden. Hauptsache der Adrenalinspiegel ist mal wieder bis unters Dach geschossen. Für gar nichts!

Der Flug und alles andere läuft dafür reibungslos und zwei Stunden später dürfen wir auch schon sagen: Willkommen in El Salvador 😀

Fazit Mexiko

Nach knapp zwei Monaten in unserem ersten lateinamerikanischen Land der Workation verabschieden wir uns von Mexiko und ziehen unser Resümee:

Udo: Sehr vielfältig. Und schöne Erfahrungen mit Schildkröten klein und groß.

Anna: Mexiko war ein spannender, abwechslungsreicher und beeindruckender Start in unsere 8-monatige Workation. Das Land ist so riesig und vielseitig, dass wir gefühlt mehrere Länder in einem besucht haben und noch längst nicht alles gesehen haben. Metropole, Flecken, Strand, Meer, Gebirge, Regenwald, warm, heiß, kalt, Tradition, Moderne, schick, shabby, touristisch, ursprünglich, super teuer, mega günstig – Mexiko bietet alles davon. Auch unsere (meine 😅) emotionale Reise startete genauso facettenreich, und bot von hoch bis tief, gelangweilt bis lebendig, frustriert bis inspiriert alle Nuancen. Umso mehr sind wir gespannt, welche neuen Perspektive das nächste Land El Salvador für uns eröffnen wird, zumal es für uns beide der erste Besuch sein wird. Auch wenn mir das Herz beim Abschied von Mexiko etwas blutet, I’m ready.

Let’s go!


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Kommentare

Eine Antwort zu „#15 Und nun?“

  1. Avatar von Renate und Arwed
    Renate und Arwed

    Super erzählt! Tolle Bilder! Toller Bericht!

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