workation Diary

#32 Iguazú Wasserfälle

Stop Over – Wenn wir schon mal da sind…

Beim Planen der Weiterreise von Bolivien aus bin ich beim Durchblättern von Reiseführer & Co. an einem Ort hängen geblieben, der mich nicht mehr losgelassen hat: Die gigantischen Wasserfälle von Iguazú! So mittendrin im Kontinent ist diese spektakuläre Natursehenswürdigkeit ehrlicherweise von jeder Seite schlecht zu erreichen. Und so konnte ich uns auch nicht damit vertrösten, dass wir da gut nochmal auf einer weiteren Reise hin könnten. Nein. So (vergleichsweise) nah kommen wir so schnell wahrscheinlich nicht mehr. Fühlte sich verdächtig nach einem Jetzt-oder-Nie an. Also dann lieber JETZT 😜

Im Grenzgebiet von Argentinien und Brasilien erstrecken sich die einzelnen knapp 300 Wasserfälle inmitten eines dichten tropischen Regenwaldes auf eine Breite von etwa 2,7 Kilometern. Damit gehören sie zu den größten Wasserfällen der Welt. Und da in allen Berichten stets beide Länderseiten des Naturphänomens angepriesen werden und man besser auf keine der beiden verzichten soll, entscheiden auch wir uns für das ganze Programm: Zuerst die argentinische Seite, danach die brasilianische.

Aber zuvor müssen wir erstmal dort ankommen. Und mit Verspätungen und langen Anschlusszeiten kann auch eine Flugstrecke als schnellste Transportmöglichkeit in Summe ganz schön lang werden…

Ankunft Puerto Iguazu, Argentinien

Sofort sehen wir, dass wir uns nun wieder in einer ganz anderen Region befinden, als Bolivien zuvor. Das Erscheinungsbild der Menschen ist derart anders: groß, schlank, westlicher Look, zum Teil helle Haare (nicht nur schwarz), oft ein heller Hautton. Wir könnten ein ähnliches Bild in den Straßen Spaniens erhalten. Als erstes sehen wir außerdem ein McDonalds Restaurant. Gefolgt von einem Hard Rock Café. Das ist recht bezeichnend. 

Unser erster Eindruck im Ort Puerto Iguazú erinnert uns an Panama City. Modern mit vielen schönen Palmen. Zum Glück nicht so heiß und schwül wie erwartet. Super Straßen, neuer intakter Bus, der uns zur Unterkunft fährt. Neben den Straßen sehen wir rote Erde und rote Feldwege. Alles wirkt dschungelig abseits der geteerten Straßen. 

So eine gute Entscheidung hierher zu kommen. Das viele Grün hebt sofort die Stimmung. Fühlt sich lebendig an. Weiter Richtung Ortsmitte werden wir an Südafrika erinnert, den Umkreis von Johannesburg. An anderer Stelle denken wir an Mexiko. Immer wieder hören wir uns sagen „Guck mal, hier sieht es aus wie in…“.

Die Farben, Bäume, Wege, Häuser und Unterkünfte. Alles hat irgendwie einen vertrauten Charakter. Auch, dass wir uns schwertun etwas vegetarisches zum Essen zu finden, kommt uns – leider – sehr bekannt vor. Nach einigem Rumsuchen landen wir schließlich in einem mexikanischen Restaurant und finden dort immerhin leckere Nachos und Burritos. Nicht gerade die gesunde Variante, die wir uns gewünscht haben und nicht gerade typisch argentinisch. Aber die lokale Küche, nämlich Berge von Fleisch, wirken auf uns – zur Verwunderung der Einheimischen – nicht gerade einladend. Ganz im Gegenteil.

Was uns sonst noch auffällt bei unserem kurzen argentinischen Zwischenstopp:

  • Das bisher größte Weingeschäft. Wein ist hier sehr offensichtlich wichtig. Und wird uns, anders als bisher, auch in den Restaurants angeboten.
  • Verklinkerte Häuserfassaden hier und da.
  • Große Körbe für Müll an den Straßen – es ist ziemlich sauber an den Straßenrändern, eine echte Besonderheit.
  • Es gibt wieder Supermärkte!!! Die auch noch üppig gefüllt sind, ähnlich wie Rewe. Es gibt Scheibenkäse in verschiedenen Sorten und ganze Stücke Käse, sowie Joghurt in verschiedenen Sorten. Und Sekt. Wir entdecken sogar ein paar deutsche Produkte wie Schoko Katzenzungen. Außerdem echte Tomatensauce und nicht nur Ketchup. Alles Besonderheiten für uns inzwischen 😅 
  • In Läden gibt es unzählige Trinkgefäße für das Mate Getränk. Neben Fußball und Steak das dritte typische Kulturgut in Argentinien. 
  • Es gibt Siesta zwischen 13-16 Uhr. Da ist fast nichts geöffnet. 
  • Heftig: Die Inflation! Im Tagesrhythmus ändern sich Preise um ein Vielfaches und man kann super schlecht kalkulieren. Die Möglichkeit mit US Dollar UND argentinischen Pesos zu zahlen, macht es nicht leichter.
  • Die Zimmer kosten im Schnitt 50-100 Prozent mehr als bisher. Dafür sind sie mager ausgestattet und nicht besonders schön. Ein Umstand, an den wir uns erstmal werden gewöhnen müssen, wie wir später noch herausfinden 😕
  • Statt dem ausgesprochenen “j” sagt man hier “sch”: zum Beispiel Vamos a la plascha (statt playa).
  • “Gibt’s hier auch vegetarische Optionen?” “Sorry my friend, hier kommen die Leute her, um Fleisch zu essen” (damit ist das Land gemeint, nicht das Restaurant …).

Cataratas del Iguazú

Mit dem Bus geht es für uns am nächsten Tag zu dem Ort, wo alle hinwollen, die sich in dieser Gegend aufhalten: Den gigantischen Wasserfällen, genannt Cataratas.

Lustig: An jeder Stelle wird man hier gefragt: Argentinian or Brazilian side?

Wir wollen erstmal auf die argentinische. Und nachdem wir beim Ticketkauf unsere Reisepässe vorgezeigt haben (hehe, von dem Desaster am Machu Picchu in Peru habe ich gelernt…), können wir direkt schon rein und uns mit den verschiedenen Trails auf der Karte vertraut machen, über die man das gesamte Areal erkunden kann. Mit Ausnahme der Hauptattraktion: Der direkte Zugang zum größten Wasserfall mit über 80 Metern Fall, der sogenannte Höllenschlund, ist gesperrt, da extreme Regenfälle Monate vorher das Areal unpassierbar gemacht haben. Sämtliche Wege sind vollends zerstört. Welche unvorstellbare Kraft Wasser haben kann, davon sollten wir auch ohne Höllenschlund schnell einen Eindruck gewinnen. Denn kaum auf den ersten Trail abgebogen, fängt auch schon ein fantastischer Anblick nach dem anderen an. 

Wo man hinschaut eröffnet sich ein neues Panorama sondergleichen. Wir befinden uns umgeben von Postkarten Motiven, es ist der Wahnsinn. Hier und da entdecken wir auch mal ein Tier: Bei den Rastplätzen sind zahlreiche Waschbärfamilien unterwegs, die sich die Klinke in die Hand geben mit kleinen schwarzen Affen. Oder in diesem Fall nicht die Klinke sondern das Brötchen, das sie gerne den Besuchern vom Teller klauen, wenn diese gerade mit beiden Händen ihr Handy festhalten, um von den süßen Bärchen und Äffchen ein Foto zu machen.

Sogar eine riesige Zikade sehen wir. Die ist auch neu auf unserer Liste der gesehenen Tiere. Und viiieeele bunte Schmetterlinge. Neben den schier endlosen Wassermassen, die mit unerschöpflicher Kraft pausenlos die umliegenden Klippen hinab stürzen, sind die Tiere ein weiteres Highlight, das dieses Fleckchen Erde herbeizaubert. Später entdecken wir auf dem Weg sogar noch einen riesigen bunten Toucan, eine große Echse und eine kleine rote Schlange, die – ein bisschen zu unserer Enttäuschung – nur der ungiftige Zwilling der eigentlich sehr gefährlichen Art ist.

Das Ganze ist schon wirklich ein sehr besonderer Ort, der einen Besuch allemal wert ist. Gleichzeitig darf einem klar sein, dass man diese Besonderheit – wie so oft – nicht für sich allein hat. Die Trails auf der argentinischen Seite der Iguazú Wasserfälle bestehen durchgehend aus Gitterwegen. Zum Einen eröffnet dies die einzigartige Möglichkeit, direkt über die Wasserfälle laufen zu können und die hinabrauschenden Wassermengen direkt unter den eigenen Füßen zu sehen. Zum anderen erlebt man dieses Vergnügen aber an einigen Stellen auch Schulter an Schulter mit tausenden weiteren Besuchern.

Auch beschränkt sich der Besuch auf die reine Beobachtung. Sich eine ordentliche Wasserfalldusche abzuholen oder wenigstens mal einen Zeh ins Wasser zu halten, hier leider nicht möglich. Schade, hatten wir uns doch nach dem Schwimmen und Beklettern der Roberto Barrios Wasserfälle in Mexiko auch hier auf ein ähnliches Erlebnis gefreut.

Foz do Iguaçu

Ein Bus bringt uns am nächsten Tag mit Stopp am Grenzübergang und neuem Stempel im Pass mal eben rüber von Argentinien nach Brasilien. So geil. Wie ein Stadtbus einen im Stadtviertel nebenan wieder rauslässt. So einfach geht’s. Aus „Iguazú“ wird „Iguaçu“ und zack sind wir in Brasilien 😀 🇧🇷

Vom Setup her leicht anders, mit laaaaaangen Warteschlangen am Eingang, einer 20-minütigen Busfahrt tief hinein in den Regenwald und befestigten Wegen übers Gelände (statt Gitterwegen) wächst der Spannungsbogen für die brasilianische Seite der Wasserfälle. Und nicht umsonst.

Das Panorama ist dieses Mal noch eindrucksvoller. Der Blick von vorne eröffnet nochmal neue Perspektiven, die wir zuvor nicht hatten. Der Weg fühlt sich mit Höhen, Tiefen und vielen Verzweigungen natürlicher an und am Schluss erhalte ich dann doch noch mein „Erlebnis mit allen Sinnen“: der Wind am finalen Stück des tobenden Wasserfalls treibt dichten Nebel in alle Ecken. Es bleibt kein Zentimeter trocken. Be careful what you wish for 😂

Dafür brennt sich diese Erinnerung noch mal tiefer ins Gedächtnis ein und bildet den krönenden Abschluss unserer Zweiländerbesuche der Wasserfälle vom gigantischen Fluss Iguazu.


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