workation Diary

#37 Special Place to Be

Es macht wenig Sinn, für einen Mietwagen zu zahlen, um ihn dann für Tage am Festland zu parken, während man auf einer autofreien Insel residiert. So zogen wir es vor, auf unserem Weg nach Rio de Janeiro die berühmte Insel Ilha Grande zunächst rechts liegen zu lassen und erst nach Rückgabe des Autos zu bereisen. Also jetzt 🤪

Wir kommen so in den Genuss, Teile der Costa Verde noch einmal entlang zu fahren – schließlich kann man sich an der tollen Landschaft gar nicht satt sehen. Außerdem freuen wir uns nach den trubeligen Tagen in Rio de Janeiro auf die Ruhe und Gelassenheit, die im Ruf der Insel vorauseilt.

Ilha Grande

Die Ilha Grande (gesprochen: Ilja Grandsche) liegt vor der Küste des Bundesstaats Rio de Janeiro im Südosten Brasiliens. Als Teil des Tijuca-Nationalparks bietet die Insel eine spektakuläre Landschaft aus dichten Regenwäldern, kristallklarem Wasser und malerischen Berggipfeln. Sie gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat und wird von verschiedenen Umweltschutzorganisationen mit strengen Gesetzen geschützt, um die einzigartige Flora und Fauna der Region zu erhalten und den Tourismus nachhaltig zu gestalten.

Die Insel ist für Naturliebhaber besonders attraktiv, weil viele Teile noch unberührt sind und sich die moderne Infrastruktur viel weniger verbreitet hat als auf anderen Inseln oder auf dem Festland.

Und das liegt an der besonderen Geschichte der Insel:

Vor der Ankunft der Europäer war die Ilha Grande von indigenen Völkern besiedelt, die von Fischerei, Landwirtschaft und der Jagd lebten und archäologische Überreste wie Töpferwaren und Gräber hinterließen.

Während der portugiesischen Kolonialzeit spielte die Ilha Grande eine wichtige Rolle als Zwischenstation für den Handel mit Brasilien und Portugal. Die Portugiesen nutzten die natürlichen Buchten der Insel, um Waren wie Gold, Silber, Zuckerrohr und Sklaven zu transportieren. Auch für Piraten war dies ein willkommener Zufluchts- und Angriffsort, konnten doch Handelsschiffe aus sicherem Versteck heraus von weiter her gesichtet und zielsicher geplündert werden. Zahlreiche Schiffswracks vor der Insel zeugen auf dem Grund des Meeres von dieser Zeit. 

Zwischenzeitlich diente die Insel als Lazarett- und Quarantäne-Station, weil die von immer mehr Europäern auf ihren Schiffen eingeschleppten Krankheiten eine ernste Bedrohung für die Bevölkerung auf dem Festland darstellten.

Im 19. Jahrhundert wurde die Ilha Grande zu einem berüchtigten Gefängnis- und Verbannungsort für politische Gefangene und Kriminelle und beherbergte zuweilen einige der gefährlichsten Verbrecher Brasiliens.

Das Gefängnis wurde 1994 geschlossen und die Insel wurde seitdem erst für die Öffentlichkeit und den Tourismus zugänglich gemacht, weshalb Flora und Fauna vergleichsweise ursprünglich erhalten sind.

Auch wir erfreuen uns gleich zu Anfang schon an der bunten Vielfalt der Blüten und Pflanzen, die uns begegnen. 

Stay and Explore

Dass wir mit günstig und schön in Sachen Unterkunft hier nicht weit kommen, ist uns nach den bisherigen Erfahrungen mit der Behausung in Brasilien schon klar. Nach dem ersten Schocker in einer Unterkunft, die wir zum Glück noch nicht gebucht hatten, sondern erstmal sehen wollten, drehen wir direkt auf dem Absatz wieder um und finden nach erneuter Suche dann immerhin noch schön:

Die Pousada D’Pillel empfängt uns mit herzlichem Personal. Leise raunt uns die nette Dame an der Rezeption in gutem Englisch (halleluja) zu, dass wir am besten schnell bei ihr einchecken sollen, weil im System der einzig verbliebene Raum eigentlich schon geblockt ist, aber ja gerade Stromausfall ist – wie wohl sehr oft auf der gesamten Insel – und sie auf das System gar nicht zugreifen kann. Und wenn wir bei Rückkehr des Stroms schon eingezogen sind, dann sei das halt so. Also gut :)

Unsere erste Erkundungstour zum Wasserfall Cachoeira da Feiticeira präsentiert sogleich die schönsten Vorzüge der Insel: super schöne Buchten mit genialstem Ausblick, beeindruckende Bäume und paradiesische Strände mit unterschiedlich farbigem Sand.

Auf dem Weg kommen wir auch schon am den alten Ruinen und Gefängnismauern vorbei und mir schauert es schon bei der Vorstellung daran, an diesem wunderbaren Ort hinter so dicken Mauern im Dunkeln ohne Tageslicht eingesperrt zu sein.

Auch einen Einblick in die lokale Fauna erhalten wir gleich schon bei der ersten Tour: Dann und wann begegnet uns auf dem Weg ein kleines (oder gar nicht mal so kleines) Tierchen…

Am Witch Beach genehmigen wir uns einen leckeren Caipi (gibt’s echt überall) und nehmen dann vor Einbruch der Dunkelheit ein Boot, mit dem wir uns kurzerhand auf dem Wasserweg zurück in den Ort bringen lassen – was nach einem Caipi in brasilianischer Stärke auch schon gar nicht mehr anders geht 🤪

Birthday Special

Schließlich steht Udos Geburtstag an und für den Tag haben wir uns eine ganz besondere Tour überlegt: Wir wandern bis zum Lopes Mendes Strand, dem wohl schönsten und bekanntesten auf der ganzen Insel. Da hauptsächlich Udo mit seiner speziellen Wander-App mit der Karte vertraut ist, lasse ich mich weitesgehend vom Weg überraschen (und denke leider öfter, dass wir gleich da sind, obwohl der Weg noch voll weit ist 😞).

Trotz anstrengender Hitze gehört dieser Weg durch den Regenwald zu einem der schönsten und abwechslungsreichsten. Am Praia de Palmas klettern wir über eine wackelige Brücke, von der man runterspringen und sich dann vom Fels abseilen muss, um überhaupt an den Strand zu kommen.

Am Praia do Mangue wartet dann eine richtig tolle Überraschung: ein schwimmendes Restaurant! Wie passend zum Geburtstag 🎈 Wir sind hin und weg vom Marola Restaurante. Der Blick ist gigantisch, es schwimmen Stabfische um das Resto herum und ab und zu springt jemand nach dem letzten Bissen neben den Tischen direkt ins Wasser. Das Essen schmeckt auch noch lecker und das Bier ist kühl. Besser geht’s nicht 🤩

Schließlich kommen am finalen Ziel, dem Lopes Mendes Beach an. Durch die ungeplante Essenspause sind wir viel später dran, als geplant. Es war halt so lecker 😜

Die Sonne ist schon fast weg, als wir den Strand betreten – mit ihr allerdings auch die meisten Touristen, also ist es gar nicht mehr so voll wie tagsüber. Den Strand finden wir ganz schön, haut uns aber nicht so vom Hocker, wie man bei der Bekanntheit denken könnte. Auch dass mega viel Müll rumliegt (im Naturschutzgebiet!) trägt nicht gerade zum besten Eindruck bei.

Dafür finden wir am Schluss noch einen Knaller: Die Mühe bis ganz zum Ende des Strandes zu laufen, machen sich nur wenige. Zu dieser Zeit außer uns niemand. Somit entdecken wir noch einen ganz exotischen Strandabschnitt ganz für uns alleine und genießen das einmalige Panorama in Abendstimmung.
Happy Birthday ❤️

Schließlich nehme ich das letzte Boot zurück und Udo beschließt, die ganze Wegstrecke, für die wir über dreieinhalb Stunden gebraucht haben (ohne Essenspause) barfuß durch den Dschungel zurück zu joggen – und kommt am Schluss zum Glück auch gut an.

Bitte nicht zu viel des Guten …

So viel Idylle hält ja auf Dauer niemand aus, dachte sich wohl das Universum 😅 Fürsorglich, wie es ist, damit wir nicht gänzlich auf der Insel Wolke 7 versacken, beschert es uns am nächsten Tag einen fetten Magen-Darm-Infekt, bei dem wir nicht nur stundenlang über der Schüssel hängen, sondern danach noch für Tage komplett brach liegen. Aus unserem geplanten Tagesausflug mit dem Boot wird ein tagelanger Ausflug ins Bett.

Und schließlich folgt unser letzter Abend auf der Insel, bei dem wir mit noch flauem Magen die letzten abendlichen Eindrücke auf uns wirken lassen, bevor wir am nächsten Tag wieder das Festland betreten.


Story veröffentlicht am

in

von

Kommentare

2 Antworten zu „#37 Special Place to Be“

  1. Avatar von Melitta
    Melitta

    Meine Lieben
    Danke für den Geschichtsunterricht und die tollen Bilder.
    Schade das die schönen Eindrücke
    So ein Ende nehmen mussten.
    Hoffe ihr habt alles gut überstanden?
    Liebe Gruesse Omi🤗🤗👍

    1. Avatar von Anna
      Anna

      Freut uns, dass du den Artikel informativ fandest und dir die Bilder gefallen haben ☺️
      Nach ein paar Tagen war bei uns wieder alles paletti 👍🏽
      Liebe Grüße nach Hause von Udo & Anna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Appliance - Powered by TurnKey Linux