Parque Nacional Natural Tayrona
Parque Tayrona!!! Das Stichwort, was uns überall begegnet, wenn wir erzählen, dass wir an der kolumbianischen Karibikküste unterwegs sind. Der Parque Nacional Natural Tayrona (Tayrona Nationalpark) soll zu den schönsten Orten mit den tollsten Stränden in ganz Kolumbien gehören: 150 Quadratkilometer Land und etwa 30 Quadratkilometer Meer. Er erstreckt sich entlang der karibischen Küste und umfasst dichte tropische Regenwälder, felsige Buchten, Mangroven und Trockenwälder. Dazu feinste Sandstränden und belebte Korallenriffe, die wir vor kurzem bei unserem Tauchgang schon bestaunen durften. Im Hintergrund die Sierra Nevada, das größte Küstengebirge der Welt. Klingt super, oder? ;)
Wo geht’s do nei?
Wir tun uns allerdings ein bisschen schwer rauszufinden, wie, wo, wann, was wir überhaupt besuchen können. Dafür, dass es das Touristenziel Nummer 1 in der Region ist, ist die Organisation nicht gerade einfach. Eingänge, Wege, Zeiten, Preise – alles ist jedes Mal anders, je nachdem, wo man guckt und wen man fragt.

Wir buchen uns eine urige Unterkunft relativ nah am Eingang und erkennen schon bald unseren Fehler: Nah am Eingang bedeutet weit weg vom Strand. Und was man morgens hin läuft, läuft man abends zurück und am nächsten Tag das Gleiche nochmal 😕
Auf Schatten folgt Licht. Oder ein Papagei …
Wie so oft auf dieser Reise (und im Leben) folgt auf einen Moment der Ernüchterung schon bald ein Moment der Begeisterung. Eigentlich ganz cool: Wenn man sich ärgert, kann man im Prinzip kurz darauf schon anfangen, sich zu freuen, weil gleich irgendwas Tolles passiert. Auch jetzt wieder.
Die Locationwahl ist nicht so smart für die Laufwege, dafür höre ich von unserer Holzhütte aus gleich morgens schon diesen bekannten, krächzenden Laut immer und immer wieder. Das klingt doch nach Papagei, denke ich mir, und folge den Geräuschen den Weg entlang. Und da sitzt er schon mitten im Baum: ein riesiger Ara!!! Oh mein Gott!!! Der Bauch ganz gelb, der Kopf türkis-bläulich, Rücken und Schwanzfedern leuchtend blau. Wahnsinn ist der schöööööön!!! Und daneben sind gleich noch zwei weitere! Ich bin von den Socken. So sehr, dass ich uns vor lauter Begeisterung erstmal ausgesperrt habe. Tür zu, Schlüssel drin. Ups. So erhält mein Freund noch die wunderbare Gelegenheit, durchs Fenster einzusteigen und uns wieder reinzulassen, bevor wir unseren Tag im Tayrona Park starten können.
Vor Aufbruch erfahren wir noch, dass die großen Aras zum Nachbargrundstück gehören. Sie sind frei, kommen aber immer wieder und gehören quasi zur Familie. Was glaubwürdig erscheint, als einer der Papageien auf der Schulter des Vaters landet, der gerade sein Baby auf dem Arm hat. Alles ganz normal hier. Wir staunen nicht schlecht. Wenn man Glück hat, sieht man sonst mal Papageien oben im Baumwipfel oder vorbeifliegend in weiter Ferne. Jetzt haben wir einen hier direkt vor unseren Augen 👀
So tröstet diese erste fedrige Begegnung schnell über unseren nicht so günstigen Standort hinweg. Wir wollen ein paar Laufkilometer bis zum Ende der (einzigen) Straße sparen und greifen auf unseren alten Trick 17 zurück: Wir trampen! Wie schon in El Salvador winken wir eines der vorbeifahrenden Autos heran und fragen, ob wir ein Stückchen mitfahren können. “Hehe, habt wohl keinen Bock zu laufen. Springt rein ;) ” …
Highlight, Highlight, Highlight
Und schon beginnt unser Tag im Tayrona Park voller Highlights: Wir klettern über Felsen am Cañaveral Beach und schwimmen am wunderschönen Playa Arenilla ganz alleine – und das auch noch in Gold!!! Unzählige kleine Partikel lassen das ganze Wasser goldfarben glitzern, als ob eine Zauberfee das Meer mit Goldstaub verzaubert hat ✨💛💦. Dazu ist das Wasser so klar, dass wir beim Schwimmen sogar unseren eigenen Schatten auf dem hellen Meeresboden sehen können.
Große Teile des Weges durch den Park führen uns durch den Regenwald mit prachtvollen großen Bäumen, deren Wurzeln kniehoch den Weg säumen. Schlingpflanzen, Lianen und alle Arten von Luftwurzeln dekorieren den Blick nach oben, wie Girlanden die Straßen zum Karneval. Immer wieder eröffnet sich uns ein gigantischer Blick über das Meer, den Regenwald und die Sierra Nevada.



Dazu der pfeifende Gesang bunter Vögel, das latente Summen der Grillen und Zikaden und hier und da ein Rascheln am Boden von den vielen kleinen Echsen am Wegesrand (oder mitten drauf). Es ist ein einziges Fest der Faszination, Begeisterung und Unterhaltung. Ab und zu sehen wir ein kleines Äffchen, das irgendwas Lustiges macht. Wir begegnen auf dem Weg noch großen Meerschweinchen, grünen Echsen und blauen Schmetterlingen, schnorcheln mit einem riesigen Schwarm weißer Fische am Playa La Piscina, sehen die schönsten und dichtesten Palmen und sammeln kleine goldfarbene Steinchen und Muscheln am Strand..
Mehr ist nicht immer besser
Wir sind hingerissen vom Parque Tayrona. Die Natur ist der Wahnsinn!!! Solange man sich nicht unter Menschenmassen bewegt. Fast immer verlieren Orte und Erlebnisse jeglichen Charme, sobald sie zur Massenveranstaltung verkommen. Trotz der Bekanntheit und Beliebtheit des Parks empfinden wir es hier zum Glück die meiste Zeit nicht so. Einzige Ausnahme: Playa del Cabo – der bekannteste Strand ist mittlerweile ein einziges Touri-Spektakel, mit entsprechenden Preisen.

Wir versuchen uns von der lieblosen Massenabfertigung der Gastronomie und den vielen Leuten nicht die Laune verderben zu lassen und stattdessen die letzten Momente der wunderbaren Parklandschaft zu genießen. Eine rasante (und überteuerte) Bootsfahrt mit Dauer-Fontäne vom Fahrspeed bildet schließlich den Abschluss unseres Ausflugs in den Tayrona Nationalpark.
Wir werden zwar nicht, wie angekündigt, in Santa Marta sondern im Nebenort Taganga abgesetzt. Aber statt uns lange zu ärgern – Stichwort Schatten und Licht – nutzen wir den Moment und lassen den Tag vor Ort mit Caipi und Arepa zum Sonnenuntergang direkt am Strand ausklingen.
Santa Marta
Und wieder sitzen wir hier. In Santa Marta. Geht’s von hier aus vor oder zurück? Wir wissen es (noch) nicht. Unser im Kopf zusammen gestrickter Plan mit einer Segelfahrt rüber nach Panama scheitert an der Wirklichkeit: Wir sind zu spät dran dafür. Stattdessen rüber fliegen? Eher nicht. Zum Ende unserer Reise hin reizen uns Panama und Costa Rica – ohne Segel Highlight – dann irgendwie doch nicht. Regenwald, Karibisches Meer, Pazifik, Gebirge, bunte Flora und Fauna, Faultiere in den Bäumen: alles wunderbar. Und alles schon vielfach erlebt auf dieser wunderbaren Reise durch bislang sieben Länder Lateinamerikas. Dazu die knackigen Preise der beiden Länder. Gibt es da nicht noch was anderes?
Die Bucket List
Segeln fehlt irgendwie noch. Und auf einem Boot übernachten. Das wollte Udo auf jeden Fall beides machen. Und der Amazonas. Mh. Davon hat Udo auch schon öfter gesprochen. Er kennt da jemanden. Bisher immer zu weit weg und zu viele Mücken, somit keine besonders reizvolle Option. Aber jetzt?
Durch Zufall treffen wir auf der Dachterrasse unserer Unterkunft eine junge Familie mit kleiner Tochter, vielleicht anderthalb. „Oh, ihr reist mit der Kleinen?“, frage ich. „Ist es ok für sie mit den Mücken hier?“ (die ich schon hier in Santa Marta viel zu viel finde). „Ja klar“, heißt es. „Wir waren gerade am Amazonas mit ihr, schon das dritte Mal. War auch kein Problem“…
Hört hört, da werden unsere Ohren gleich größer. Doch nicht so schlimm mit den Mücken am Amazonas? Könnten wir ja nochmal überlegen. Wie hieß noch gleich der Kontakt? …
Der Masterplan
Recherche über Recherche, durchspielen etlicher Routen und Flugkombinationen, vergleichen, verwerfen, neu suchen. Puh. Nach ein paar Tagen und etlichen Stunden Teamarbeit und Vieraugenprinzip steht das, was wir bisher noch nicht hatten: ein kompletter Reiseplan mit gebuchten Flügen und Touren für die kommenden – und letzten – sieben Wochen unserer Reise. Krass.
Das Geile: Wir haben echt richtig geniale Sachen auf der Liste.
Das Doofe: Klappt irgendwas davon nicht, wie geplant, bricht womöglich das ganze Konstrukt zusammen wie ein Kartenhaus. No risk no fun. Zur Vorfreude mischt sich also noch ein bisschen Aufregung, eine schöne Mischung.
Der Masterplan:
- Die ultimative „local experience“ bei einer lokalen Familie vor Ort im Amazonasgebiet von Peru
- Boxenstopp, durchatmen, nach- und vorarbeiten in der hippen Stadt Panama City
- Segeltörn in der Karibik auf einem Katamaran
- Abschluss unserer großen Reise im Big Apple: New York City!!!
Darf ich das?
Wahnsinn. Ich muss jedes Mal grinsen, wenn ich daran denke, was wir jetzt noch alles vorhaben. Ein neues Gefühl. Wir wissen jetzt schon im Voraus, was wir als nächstes machen. Und danach. Und danach. Cool. Gleichzeitig mischt sich bei mir ein bisschen Unbehagen dazu.
Ist das zu viel? Darf ich nach sechs Monaten des Unterwegssein mit soooo vielen Highlights, Erlebnissen und einzigartigen Momenten jetzt einfach so NOCH MEHR Highlights obendrauf setzen? Dazu noch solche, die auch im Reisebudget deutlich als „Highlights“ zu erkennen sind?
An dieser Stelle hilft einmal mehr die pragmatische Sichtweise meines geliebten Reisepartners: Möchtest du die Dinge machen? Ja. Können wir sie uns leisten? Ja. Na dann geht’s los!
Hach. Das Leben kann so einfach sein 😃
Weiter geht’s
Also los, los, Sachen packen, es geht weiter. Bevor wir in den Flieger steigen und uns von der Karibikküste vorerst verabschieden, verbringen wir noch zwei Tage im süßen Küstenörtchen Palomino. Letzte Eindrücke sammeln, Hektik, Lärm, und Hitze der Stadt hinter uns lassen, langsam auf das einstellen, was da noch kommen mag.
Santa Marta, du warst gut zu uns. Gerne haben wir auf der Dachterrasse einen Cocktail geschlürft, in tollem Ambiente gearbeitet, in vielen Restaurants lecker gespeist, von hier aus geniale Touren unternommen. Hinweggeblickt, – gehört und -gerochen haben wir über die Schattenseiten, die dein Stadtbild ebenso prägen wie bunte Geschäfte, Straßenkunst und nette Menschen. Auf Wiedersehen. Vielleicht …
Palomino
Sandwege, Straßenstände, Holzhütten, Yogastunden, Federohrringe, Strandclub – willkommen in Palomino. Der kleine süße Küstenort steht in direktem Kontrast zur großen Stadt Santa Marta. Das Dorf hat eine lebendige Kulturszene mit vielen Kunsthandwerksläden und -ständen, die viel fürs Auge bieten. Dazu viele Unterkünfte und Restaurants, die auf nachhaltigen, ökologischen Tourismus und lokale Küche setzen. Einfach nur den Strand und den einen Hauptweg entlang zu schlendern, liefert uns schon ein komplettes Tagesprogramm.
Inklusive: Papageien-Alarm!!! Wie schon im Tayrona Nationalpark fühlen sie sich auch hier haustierartig heimisch. So sehr, dass sie gar keine Scheu haben, sich auch mal auf den einen oder anderen Arm zu setzen. Wahlweise meinen 🤩
Auch eine Eule sehen wir im Garten eines Restaurants so nah, dass ich erst denke, sie sei ausgestopft. Mit geschlossenen Augen sitzt sie mitten am Tag zwei Meter über unseren Köpfen. Lebt die? Oh, ja, sie lebt, guck mal 😄
Adiós
Mit neuen Lieblingsmomenten im Gepäck – wenn wir exotischen Tieren in freier Umgebung ganz nah sein dürfen – heißt es Abschied nehmen von der Karibikküste meines liebgewonnenen Kolumbiens.
Exotischer Moment zum Schluss: Der Flughafen in Santa Marta liegt DIREKT am Meer. Bei der Hinfahrt sehen wir rechts aus dem Taxifenster die Leute im Meer baden, links die Flieger abheben. Und von drinnen im Flughafen genießen wir direkten Meerblick! Macht den Abschied nicht gerade leichter…
Zum Glück gibt es da ja noch die Vorfreude auf unser kommendes Abenteuer: Der Amazonas von Peru!
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