
Miami. 16 Stunden Aufenthalt auf unserem Weg in die Karibik. Nicht geil, aber auch kein Beinbruch. Die Preise für Unterkünfte beginnen im dreistelligen US Dollar Bereich. Hui, das ist mal ein Kontrast zu Lateinamerika. Da waren 50 Dollar pro Nacht vergleichsweise teuer. Wir bleiben einfach am Flughafen. Ist nicht die erste Nacht, die wir so verbringen. Und wir haben vor kurzem gerade über 20 Stunden auf einer Fähre auf dem Amazonas zugebracht. Da gab’s nur Sitze, wer liegen wollte, lag auf dem Fußboden. Also was macht da schon eine Nacht mehr am Flughafen? So unsere Gedanken vorab.
Die Realität: Hangry Modus. Wir haben für die ganze Flugreise nichts zu essen dabei. Gar nichts. Seit Stunden ohne irgendeinen Snack. Im Flieger gab´s nix. Schlecht vorbereitet.
Erste Worte an Udo als wir in Miami aussteigen: „Ich kriege gerade einen Schlechte-Laune-Anfall. Mir ist grad eingefallen, was wir noch vergessen haben: die Isomatte! Braucht man ja auch nicht, wenn man am Flughafen übernachten will. Manno. Für eine 5-Stunden Busfahrt bereiten wir uns akribisch vor und bringen einen Sack voll Essen, Klamotten, Decken & Co. mit. Für eine 24h Flugreise denken wir an gar nichts!“
Unser restliches Gepäck inklusive Isomatte ist durchgecheckt bis in die Karibik. Da ist kein Rankommen. Mist. Das kommt davon, zu viele Themen auf einmal im Kopf zu haben, die alle unsere Aufmerksamkeit brauchen und organisiert werden wollen: Unterkunft in Martinique (Karibik) besorgen, Segeltörn vorbereiten, New York planen, danach direkt nach Deutschland zum großen Familienfest reisen. Ich weiß aktuell nicht mal, wo in Deutschland meine Schuhe lagern. Zur Auswahl stehen momentan Flippies und abgewetzte Sneakers, die hab ich dabei. Ein Kleid ebenso. Wenn das aber nach Monaten zusammengeknüllt im Reisekoffer muffig riecht nach der Ankunft, habe ich nichts Feierliches zum Anziehen. Zeit zum Waschen haben wir dann auch keine. Der Rest meines Kleiderschranks lagert auch seit knapp acht Monaten in Kartons, Koffern und Tüten. Dürfte jetzt auch die gerade nach Sommerfrische duften, wenn wir ankommen.
Solche Gedanken beschäftigen einen, da sitzt man noch Wochen vorher in Panama. Und versäumt derweil, das Care Paket für die anstehende Flugreise vorzubereiten. Shit.
Was die Stimmung in solchen Momenten hebt: Udo! “Jetzt können wir uns entspannen und müssen an nichts mehr denken. Wir haben ja schon alles vergessen 😂”
Der Anflug guter Laune hält allerdings nicht lange, als wir ein paar Meter weiter gegangen sind. Alter Schwede, ist das kalt hier! Im Flughafengebäude können es maximal 15 Grad sein. Wir haben beide lange Sachen an und nach wenigen Minuten schon Eishände, blaue Fingernägel und rote Nasen. Diese Kälte die ganze Nacht bis morgen Vormittag? Geht gar nicht! Dann liegen wir danach krank auf dem Segelschiff und verbringen den Segeltörn im Bett. Kommt nicht in Frage. Also doch eine Unterkunft in der Nähe für heute Nacht …
Udo checkt die Optionen und schlägt das nächstgelegene Flughafen Hotel vor. Allerdings viel zu weit zum Laufen. Wir sind in den USA, hier geht nichts ohne Auto. Also muss noch ein Uber her. Für die kurze Strecke hätten wir die letzten Monate ca. 3 Dollar gezahlt. Hier zahlen wir 15…

Mit einem netten Fahrer aus Kuba gehts auch schon direkt los. Der späte Nachmittag läutet die Abendsonne ein und bei schönstem Licht entfernen wir uns vom Flughafen und rauschen in den mit Palmen geschmückten urbanen Dschungel hinein. WELCOME TO MIAMI 🤩 Wow, wie cool ist das denn? Ich klebe komplett an der Fensterscheibe.
Udo guckt abwechselnd auf sein Handy und nach draußen. “Wollen wir nach Miami Beach? Ich hab da eine Unterkunft gefunden, die kostet das Gleiche”.
Na klar!
Hat Beach im Namen, kann also nur gut sein 😂 Und Udo war da schon. Der Gedanke, in ein paar Minuten völlig unerwartet noch zu einem Strand zu kommen, und dann auch noch einem der schönsten überhaupt, da muss ich nicht lange überlegen. Dem Uber Fahrer können ein paar extra Kilometer auch nur recht sein. Wenn schon, denn schon. Und so düsen wir noch ein Stück weiter im Strom mit SUVs und E-Autos durch die Abendsonne.

Switch in Language: Auf einmal easy. Englisch. Als ob ein Arm die ganze Zeit eine Tasche getragen hat und jetzt ist sie abgestellt. Es macht was aus. Mit Leichtigkeit kommunizieren können. Kein ständiges Überlegen, Übersetzen und Wortfinderei. Einfach reden ohne groß nachzudenken. Was für ein Unterschied. Türen, die sich von allein öffnen und sonst geschlossen bleiben würden. Oder sich nur mit so viel Aufwand öffnen lassen, dass keine Kapazität für was anderes bleibt. Udo macht mal eben mit dem Fahrer klar, woanders hinzufahren, als abgesprochen und ich kann dabei einfach aus dem Fenster gucken. No problem. Cool.
Knaller: Wir gehen direkt zum Strand und nehmen das letzte Abendlicht mit Blick aufs Wasser mit. Der Wahnsinn! Dabei hatten wir eigentlich gedacht am Flughafen rumzueiern, bis wir weiterfliegen können. Das ist mal ein Upgrade 😂
Nächster Knaller: Unsere Unterkunft! Ein richtig cooles Hostel in einem riesigen Kolonialgebäude mit Restaurant und Bar direkt am Pool! Da verbringen wir den Abend bis uns die Augen zu fallen und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Vor zwei Wochen noch ohne fließend Wasser und Strom bei einer indigenen Familie in Amazonien, danach ein Mix an Kultur und Natur in Panama, jetzt Miami Beach – mit allen Klischees, die man sich dazu vorstellen kann. Morgen dann Karibik. Ich fühle mich ein bisschen wie berauscht. Vielleicht auch deswegen, weil um uns herum allerhand Zeugs geraucht wird 😅
Nächster Tag: Yoga am Pool, während Udo Kaffee organisiert, bevor wir uns zum Flughafen aufmachen. Herrlich. Was für eine coole Nacht im Hostel das war. Was für ein vollkommen anderer Vibe als bisher. Allein das Zimmer: zwei Bäder, mehrere kleine Tische, zwei große Sessel, zwei Klimaanlagen, gemütliche Matratzen, coole Lampen am Bett. So sehr ich die Exotik liebe, ich sympathisiere auch mit den Annehmlichkeiten der ersten Welt.
Dazu höre ich beim Vorbeigehen: “I like your leggings. These are very cute.” Hach, die Amis 🥰
Aus dem Flieger sehen wir dann auch noch mal schön den Übergang von Miami zur vorgelagerten Inselstadt Miami Beach – die beiden sind sogar ganz separate Städte, was ich erst hier lerne. Aus der Vogelperspektive sieht man es sogar.


Schön war’s hier. Thank you and Goodbye. Jetzt geht’s – endlich – weiter in die Karibik!
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