workation Diary

#16 Hello El Salvador

Willkommen im nächsten Land

Wie in Reiseblogs zuvor angekündigt, erfolgt der Empfang in El Salvador besonders herzlich. Vom Pilot bis zur Putzkraft strahlen uns freundliche Gesichter entgegen und begrüßen uns mit „Bienvenida” (Willkommen).

Um noch im Hellen in der Unterkunft anzukommen und um nach fast 20-stündiger Reise nicht noch ewig rumsuchen zu müssen, gönnen wir uns ein Taxi, dass uns die 1,5 Stunden vom Flughafen nahe San Salvador bis direkt zu unserer Unterkunft an der Küste am Playa Shalpa fährt. Fahrer Langosta wartet bereits auf uns, als wir ankommen. Dazu gesellt sich noch die Surferin Anna aus Kanada und zack ist der Fahrpreis geteilt.

Eine Taxifahrt auf El Salvadorian Art

  • Kurz anhalten, um die vorderen Reifen wechseln zu lassen (während wir zu dritt drin sitzen)
  • Mit nur 40 km/h über die Landstraße tuckern, weil irgendwas an den Reifen trotzdem noch klackert, ist aber “no problema”, meint Langosta
  • Nochmal anhalten, um die Reifen doch nochmal checken zu lassen, inklusive Probefahrt vom Werkstatt-Mann mit uns dreien im Auto natürlich
  • Anhalten, um uns Geld abheben zu lassen, und dabei gleich noch ein paar Snacks einzukaufen
  • Anhalten, damit die Kanadierin eine Handykarte kaufen kann, die wir dann auch gleich mitbestellen, da man dafür offenbar jemand Lokales braucht und unser Fahrer das gerne für uns regelt (Konditionen: 10 Euro für einen ganzen Monat unbegrenzte Daten, da freut sich mein Tecki 😁)
  • Anhalten, um kurz die Aussicht an der Küste zu genießen
  • 3 Stunden später im Dunkeln am Hostel ankommen – statt 1 Stunde 15 bei Tageslicht

Wir sind begeistert. Die Leute sind sowas von nett und hilfsbereit, die Straßen sind gut, die Umgebung ist super grün. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Mexiko;  Flora, Fauna und Leute sind sehr ähnlich. Auf den zweiten Blick ist es sehr viel entspannter, viel weniger touristisch, mehr unberührte Natur und gleichzeitig gute Infrastruktur. Wer hätte das gedacht?! In den letzten Jahren und mit neuer Regierung hat das Land eine komplette Kehrtwende hingelegt.

Volltreffer gelandet

Der Tipp aus einem Travelblog ist der Oberknaller: Das Lagarza Hostel am Playa Shalpa! Drei Gehminuten vom Strand mit schwarzem Sand entfernt, eine private Bucht haben wir fast für uns allein. Eine tolle Anlage, riesen Betten, alles picobello sauber, mega Palmen, ein Infinity Pool und ein süßer Hund, der wahlweise auf einer Sonnenliege chillt oder sich unterm Tisch an unsere Füße kuschelt. 

Am ersten Abend gehen wir im Dunkeln das erste zum Strand und saugen die frischen Eindrücke auf. Das Meeresrauschen, der klare Himmel mit all seinen Sternen, der schwarze Sand, der im Licht der Taschenlampe funkelnd glitzert, die umliegenden Berge, die mit Lichterketten die Bucht erleuchten. Einfach nur toll. 

Hervorragend schlafen wir die ganze Nacht durch und werden erst morgens vom Rauschen der Wellen und exotischem Vogelgezwitscher wieder wach. Was für eine großartige Entscheidung, hierher zu kommen! Morgens sehe ich dann auch erstmal so richtig, wie schön alles ist. Vom Bett aus kann ich etliche Palmen und sogar das Meer sehen. Die ganze Anlage fügt sich ideal in den mit Palmen und anderen exotischen Pflanzen bewachsenen Hang. Alles wurde so konstruiert, dass es sich möglichst gut an die Pflanzenwelt anpasst und in die Natur integriert  – so lese ich auf der Webseite des Lagarza Hostels. 

Erste Eindrücke El Salvador

  • Super!
  • Entspannt, sicher, chillig
  • Grün
  • Schwarzer Sand
  • Gastfreundlichkeit
  • Günstiges Bier im Restaurant (1,5-2 Euro)
  • Im Vergleich zu Mexiko recht teure Unterkünfte und Transportpreise

Eating out with a view

Zum nächsten Restaurant sind es 27 Minuten zu Fuß. Wir machen uns auf den Weg und freuen uns wieder mal über ein paar Wolken, weil es dann nicht so mega heiß ist. Vorbei an Bananenstauden, Papayabäumen und Kokosnusspalmen fühlt es sich an, wie ein Obstsalatweg 😀 Schließlich kommen wir im urig rudimentären Restaurant El Rancho an und essen den bisher leckersten Fisch auf der ganzen Reise mit spektakulärem Blick über die wüste Pazifikküste.

Alltag for a week

Da wir unsere Unterkunft im Lagarza Hostel so sehr genießen und sie auch relativ weit ab Schuss liegt, verlängern wir unseren Aufenthalt noch zweimal und bleiben insgesamt eine Woche – bisher die längste Zeit zusammen an einem Ort. Morgenroutine am Strand, duschen unter freiem Himmel, arbeiten mit Palmenblick und Meer, ab uns zu in den Pool hüpfen, so geht’s erstmal. Und ich schlafe hier einfach sooo gut. Abends mache ich das Fenster am Bett etwas auf, sodass ich mit Meeresrauschen im Ohr einschlafe und morgens damit aufwache.

Gedanken: Auf den Happy Place im Außen folgt der Happy Place im Innen. Reisen hilft. Jeder weitere Ort, jede weitere Erfahrung führt dazu, sich selber (mich) mehr zu fühlen. Der Ortswechsel unterstützt den Prozess, Themen neu zu betrachten. Die Perspektive ändert sich. Und ja, die Umgebung macht riesig viel aus. Bei mir interessanterweise viel mehr als bei Udo; er braucht einen Platz zum Schlafen, was zu Essen und gutes Internet. Meine Liste ist da schon deutlich länger…

Fun Fact: Das Universum liefert! 2019 habe ich auf mein Visionsboard ein Bild von meinem zukünftigen Blog geklebt, den ich mit exotischen Ausblick schreibe. 2023 schreibe ich meinen Blog mit exotischem Ausblick…

Was am Reisen schön ist: Wir können unseren Tagesablauf und Ort nach unseren Bedürfnissen aussuchen: Ruhe oder Action, drin oder draußen, Gesellschaft oder Alleinsein. Gleichzeitig begibt man sich in eine Art Schwingung, sich an die Gegebenheiten anzupassen, viel mehr als zuhause in Deutschland. Wird es im nächsten Ort (schöne) Unterkünfte geben? Wie wird das Essen sein? Ist das Klima angenehm? Diese und weitere Faktoren lassen sich weder kontrollieren, noch im Voraus bestimmen.

Reise = Selbstbestimmung + ein bisschen Katze im Sack.

Zitat von mir (Anna)

Spürbare Unterschiede nach zwei Monaten auf Reisen

  • Ich fühle mich innerlich ruhiger
  • Mache mir weniger Sorgen
  • Bin entspannter mit meinem Äußeren: Kein BH, kein Make-Up, kein Stress mit den Haaren, einfach alles sein lassen, nicht mal drüber nachdenken
  • Aus dem ständigen Drang etwas zu tun (oder tun zu müssen) empfinde ich zunehmend mehr Erfüllung darin einfach zu sein: schauen, hören, spüren, riechen, schmecken, sonst nichts. Mehr im Moment sein. Mehr Freude und Dankbarkeit für den gegenwärtigen Moment empfinden
  • Der Körper wird stärker und weicher: ich kann mich weiter dehnen, Muskeln sind gestärkt, ich bekomme Übungen beim Yoga hin, die ich vorher nicht geschafft habe
  • Ich fühle mich unaufgeregter (außer bei tausend Mückenstichen oder wenn von der Feuchtigkeit alles klebt).
  • Der Genuss-Modus funktioniert wieder

Küste und Umgebung: El Zonte und El Tunco

Wir wollen uns die Strandorte El Zonte und El Tunco anschauen – quasi die Must-Sees an der Küste von El Salvador und nur ca. 15 und 20 Fahrminuten mit dem Bus entfernt. Der für 9:30 Uhr angekündigte Chicken-Bus (so heißen hier die Busse, weil die Leute alles Mögliche darin mit transportieren, zum Beispiel ein paar Hühner), auf den wir an der Straße warten, kommt 40 Minuten später. Knallbunt angemalt könnte der auch stilecht zum nächsten Hippiefestival fahren.

Wir quetschen uns mit in das völlig überfüllte Gefährt dazu, schließlich wissen wir nicht, ob und wann hier der nächste Bus fährt. Mit Kängurugas geht es los und wir brauchen beide Hände, um uns festzuhalten. Nicht mal den Reißverschluss der Handtasche kann ich noch zu machen, so rasant liegen wir schon in der Kurve. Wie immer gibt es keinerlei Ansagen oder Schilder, wo man ist, also hilft da nur der Blick auf die Karte am Handy – was recht herausfordernd sein kann, wenn man beide Hände zum Festhalten braucht…

Schließlich springen wir irgendwo raus und laufen nach Karte den Rest zum nächsten Örtchen. El Zonte ist recht schnell erkundet. Der Küstenort ist beliebt bei Backpackern und Surfern und bietet daher einige Hostels, Restaurants und ein paar Shops. Wir laufen am Strand entlang, der aber, wie fast überall am Pazifik, mit starken Wellen eher zum Surfen, als zum Schwimmen einlädt. Dafür entdecken wir ein kleines Schildkrötchen unterwegs auf dem Weg und durchqueren einen Fluss, der vom Inland ins Meer fließt.

In Super Slow Motion tasten wir uns im Wasser voran, es reicht uns an der tiefsten Stelle bis zum Oberschenkel und die Strömung zieht ordentlich an unseren Beinen. Aber es geht alles gut. Unsere Mission: Neue Flipflops für Udo finden, da seine beiden Paare innerhalb von einem Tag beide den Geist aufgegeben haben. Weit und breit sieht es aber nicht erfolgversprechend aus und außerhalb des Strandabschnitts ist es auch nicht besonders hübsch. Starker Baulärm dringt gefühlt alle 50 Meter neu zu uns durch. Es ist sehr offensichtlich, wie dem aufstrebenden Tourismus hier begegnet wird. In ein paar Jahren werden die Holzkonstruktionen vieler Restaurant neuen Luxusresorts aus Beton gewichen sein. So, wie in dem bereits deutlich weiter entwickelten Nachbarort El Tunco.

Vor sieben Jahren stoppte ich in El Tunco für ein paar Stunden auf der Durchreise von Nicaragua nach Guatemala. Ich sehe auf der Karte, dass ich in der selben Straße bin wie damals, als ich in einem kleinen Lädchen einen neuen Bikini gekauft habe. Heute erkenne ich nichts davon wieder. Der Steinstrand ist inzwischen rollstuhlgerecht mit einem Holzsteg zugebaut. Es gibt ausschließlich Touristen und lokales Personal. Alles wirkt künstlich und konstruiert. An angenehmem Flair kommt für mich nichts rüber, dafür dröhnt ohrenbetäubend laute Musik aus dem einen oder anderen Laden oder Restaurant. Udo bestellt in einem kleinen Restaurant an der Straße Popusas, das Nationalgericht aus El Salvador: Fluffige Tortillas mit verschiedener Füllung, meistens Gemüse, zum Teil in 30 verschiedenen Varianten. Darüber kommt Krautsalat und scharfe Soße. Alles zusammen wird dann traditionell mit den Fingern gegessen. So weit so lecker. Nur kommt es aus den Lautsprechern derart laut, dass ich mich dort nicht weiter aufhalten kann und währenddessen nach neuen Flipflops Ausschau halte und schließlich auch fündig werde.

Probier mal, hier wieder weg zu kommen 😛

Schließlich machen wir uns wieder zurück in Richtung unserer tollen Unterkunft. Wir stehen an der Straße, um auf den Bus zu warten. Irgendwann kommt einer, der aber extrem voll ist. Keine Chance. Die nächsten beiden Busse halten gar nicht erst an. Es kündigt sich die Dämmerung an, was bedeutet, dass bald gar kein Bus mehr fahren wird und wir dann im Dunkeln rumstehen. Ich schreibe dem Hostel, ob sie ein Taxi schicken können. Ja, für 15 US Dollar, heißt es. Der Bus würde 50 Cent kosten. Kurzerhand spreche ich einen Autofahrer an, der gerade vor uns hält, ob er uns für 5 US Dollar zu unserem Ort bringen würde. Claro, heißt es, und so besteigen wir unser erstes Privattaxi und kommen gut im Hostel an.


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Kommentare

2 Antworten zu „#16 Hello El Salvador“

  1. Avatar von Renate und Arwed
    Renate und Arwed

    Toller Beitrag mit tollen Bildern! Tolles Essen mit viel Obst und tollen Gerichten, beneidenswert! Freuen uns für euch! Genießt es weiterhin! Macht Spaß zu lesen! Danke!

    1. Avatar von Anna
      Anna

      Super :)

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