Santa Ana
Nach einer Woche in der selben Unterkunft mit wenig Programm außenrum und der immer gleichen überschaubaren Essenauswahl geht es vom Playa Shalpa weiter für uns ins Landesinnere. Es ist zudem ein massiver Tropensturm direkt bei uns an der Küste angekündigt, für den vorsorglich bereits der nationale Ausnahmezustand verkündet wurde. Nach aktuell heftigen Bildern von Tropenstürmen in Mexiko, denen wir glücklicherweise zeitlich entgangen sind, eine zusätzliche Motivation für einen Ortswechsel. (Tatsächlich dreht der Sturm in El Salvador jedoch zwei Tage später ab und es nieselt den ganzen Tag nur ein wenig).
Weil unsere ausladenden Gepäckstücke in Kombination mit den völlig Chicken Bussen keine Option für uns darstellt, geht es mit einem geteilten Taxi von der Küste quer durchs Land in die zweitgrößte Stadt des Landes: Santa Ana. Finden wir für meinen baldigen Geburtstag ganz passend ;)
Mit der Unterkunft Casa Verde in Santa Ana, der zweitgrößten Stadt des Landes, treffen wir es erneut ziemlich gut: Ein schönes klimatisiertes Zimmer mit Dusche, wo richtig heißes Wasser mit ordentlich Druck rauskommt – so etwas ist in den hiesigen Gefilden erwähnenswert. Santa Ana ist eine nette Kolonialstadt umgeben von Vulkanen mit tollem Blick vom Dach der Kathedrale.
Nur mit dem Essen sieht es hier irgendwie schlecht aus. Auf unsere Nachfrage, ob jemand im Hostel ein Restaurant mit gesundem, vegetarischen Essen empfehlen kann, ernten wir fragende Blicke und nur ein bedauerndes “Oh…”. Eine recht repräsentative Antwort für das kulinarische Angebot der Stadt. Wir könnten uns mit zuckerhaltigen Getränken, käsetriefigem Essen, Teigwaren und Fleisch ins Nirvana futtern. Ist nur leider nicht unser Ding.
Birthday Action: Climbing the Waterfall 🤩
Absolutes Highlight unserer Zeit in Santa Ana ist der 7-Waterfalls-Hike, bei dem wir anfangs nicht genau wissen, worauf wir uns einlassen. Nur, dass es nass werden wird, ist uns bekannt. An meinem Geburtstag geht’s schon morgens um 6 Uhr aus dem Haus, um rechtzeitig den Chicken Bus zu erwischen (der um diese Zeit sogar noch mehr als genug Plätze bietet). Stehend auf der Ladefläche eines Transporters rumpeln wir dann in der zweiten Etappe gen Dschungel und starten schließlich unsere Wanderung in den Bergen umgeben von Kaffeepflanzen und tropischer Flora soweit das Auge reicht.
Aus den angekündigten sieben Wasserfällen werden insgesamt 13 oder 14. Die aktuelle Regenzeit hilft da weiter. Den ersten Wasserfall erreichen wir durch einen kleinen Fluss, was bedeutet, dass wir mit unseren Turnschuhen fast knietief durchs sandige Wasser waten. Fußpeeling inklusive. Das hatte ich so auch noch nicht. Dafür lohnt es sich! Was für ein Panorama, jedes Mal.
Was die Natur für Schätze erschafft, indem Wasser einen Berg runter fällt, ist einfach der Wahnsinn. Gegen Ende gleicht unser “Wanderweg” sogar einem Klettersteig, bei dem wir im/am/neben dem Wasserfall an einem Seil nacheinander die Felswand hochklettern. Wer hier nicht körperlich in Schuss ist, hat Pech. Hat da vorher einer nachgefragt? Nö. Mussten wir irgendwas unterschreiben oder uns namentlich registrieren? Nö. Wieder meldet sich mein Deutsches-Ich mit erhobenem Zeigefinger. Wenn doch mal was passiert? Pech. Udo merkt dagegen die Freiheit an, einfach mal machen zu können und nicht alles so überreguliert zu erleben, wie wir es aus Deutschland kennen. Auch ein guter Punkt.
Zum Schluss zelebrieren wir unseren abenteuerlichen Klettermarsch noch mit einer frischen Lehmmaske aus dem Wald. Soll das Gesicht um fünf Jahre verjüngen. Wenn das mal nicht passt zum Geburtstag, dann bin ich damit wieder unter 30 :D

Gefolgt wird unser feuchtfröhliches Erlebnis schließlich vom nächsten Abenteuer direkt im Anschluss: Zurück zur Unterkunft kommen.
Und wieder: Komm hier mal wieder weg…
Schnell kauen wir noch den letzten Bissen vom Mittags-Burrito zu Ende, damit wir pünktlich um 14 Uhr den Chicken Bus zurück nehmen können. Dieser allerdings – Überraschung – kommt nicht. Der nächste Bus ist für zwei Stunden später angekündigt. Ob dieser dann aber tatsächlich fahren wird und auch noch Platz für uns übrig hat, weiß niemand. Die Laune kippt. Auch Uber gibt keine Verbindung her und Taxis haben wir im ganzen Ort Juayuba auch noch keine gesehen.
Schließlich greife ich auf Trick 17 zurück, der zuvor schon gut funktioniert hat: Ich quatsche jemanden auf der Straße an. Ich erkläre kurz die Situation, er nickt nur und redet dann mit ein paar anderen Leuten. Schließlich finden wir uns mit einer Gruppe von acht Leuten auf der Ladefläche eines Transporters wieder und düsen mit Fahrtwind in den Haaren die Stunde von Juayuba zurück nach Santa Ana.

Ich freue mich, dass mein neues Lebensjahr mit solchen Highlights beginnt (dabei ging es eigentlich schon am Abend vorher los, als Udo mit einem Überraschungskuchen, Kerze und Geschenk um die Ecke kam 🥰 Nach deutscher Zeit hatte ich schon Geburtstag, das sollte gelten).
Wie geht’s weiter?
Schließlich steht Udos dritter Rückflug für ein Projekt in Deutschland an. Für mich bedeutet das die Frage, was, wie und wo ich die Zeit ohne ihn verbringe. Die sehr rar gesäten Essensmöglichkeiten, die wenigen Transportoptionen (das nächste Mal würden wir in El Salvador einen Mietwagen nehmen) und die vergleichsweise teuren Unterkünfte machen mir das Land zunehmend unlieb und ich sehe mich hier überhaupt nicht alleine die Zeit verbringen. So berauschend die erlebten Highlights sein mögen, so ernüchternd ist der Alltag, wenn es an gesundem und mundigem Essen fehlt und ich mich in Fortbewegung und Aktivitäten so eingeschränkt fühle.
Eine Entscheidung muss her. Ich wünsche mir etwas mehr Komfortzone um mich herum, Orte, die vertraut sind, Bedingungen, die ich kenne. So buche ich mir kurzerhand ein Shuttle, das mich an Udos Abflugtag von Santa Ana in El Salvador über Honduras nach León in Nicaragua bringen soll. In Nicaragua war ich bereits bei meiner ersten Reise vor sieben Jahren. Als komfortabler Sicht, gerade die naheliegendste Option. Im wahrsten Sinne. 14 Stunden Fahrt. Vor zwei Monaten noch ein Horrorszenario, inzwischen kein großes Ding mehr. Und so endet unser Aufenthalt in El Salvador schon nach 10 erlebnisreichen Tagen.
Kulinarik in El Salvador
Nicht meine, und dadurch leider ein Grund für die Abreise. Ich habe schon nach 10 Tagen das Gefühl, dass durch meine Adern nur noch Teig, Käse und Zucker fließen
- Pizza besteht nahezu nur aus dickem Käse, den restlichen Belag kann man darin suchen
- ÜBERALL wird Käse drauf gemacht, selbst auf Shrimps, auf Fisch etc.
- Esslöffel voll Zucker werden in alle Getränke gerührt, die dadurch zum Teil untrinkbar werden, selbst wenn man ohne/mit wenig Zucker bestellt
- Es gibt fast ausschließlich Fleischgerichte und keine vegetarischen Optionen zu finden
- Popusas – das Nationalgericht – bestehen hauptsächlich aus Teig und Käse. Was anfangs super lecker ist, hängt auf Dauer schnell zum Hals raus
- Wenn man einen Salat auf der Karte findet, gibt es dazu Mayonese statt Dressing oder Essig/Öl
- Vegetarische Restaurants: eins im ganzen Land (leider nicht da, wo wir sind).
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