Eine Überfahrt
“Todo bien Anna? Quieres que cierro las ventanas?” (Alles klar, Anna? Soll ich die Fenster zu machen?), fragt mich mein Fahrer. Ich muss mich daraufhin fast kaputt lachen. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, mit zwei Schals umwickelt und Jacke bis unters Kinn ist nur noch ein kleiner Augenschlitz von mir zu sehen. Alter Schwede hat das auf der Rückbank gezogen! Dass wir einfach alle Fenster ganz zu machen können, erschien mir nicht als mögliche Option. So sehr bin ich schon auf körperliches Unbehagen eingestellt. Es heizt sich im Auto meist sofort auf und die Klimaanlage wird erfahrungsgemäß nur im Notfall zum Einsatz gebracht (sofern überhaupt vorhanden). Aber nachts um halb drei ist der Fahrtwind echt zu heftig und mal richtig kalt.
Auf geht’s
Vor einer halben Stunde hat mich Hansel abgeholt. Er hat einen typisch deutschen Namen, erklärt er mir. Ich schmunzele. Pünktlich um viertel nach zwei morgens stand ich bereit für mein Colectivo und lugte aus dem Eingangstor des Hostels hinaus in die völlig leere Straße. Es war fast komplett dunkel. Udo war vor drei Stunden zum Flughafen abgefahren.
Ich sehe und höre niemanden. Plötzlich fährt ein Auto langsam um die Hausecke herum, wird immer langsamer und hält schließlich vor der Tür an, wenige Meter von mir entfernt. Die Scheiben sind – wie hier üblich – komplett schwarz und blickdicht. Ein Mann steigt aus und guckt in meine Richtung. Shit. Sofort schlägt mein Herz schneller.
Mann: Eres Anna? (Bist du Anna?)
Ich: Sí???
Mann (auf spanisch): Ich bin dein Transport nach Nicaragua.
Ich (auf spanisch): Hä? Ich hatte einen Minibus erwartet. Ich hab doch ein Colectivo gebucht.
Mann: Ich bringe dich an die Küste nach El Tunco, dort sind dann auch die Anderen und das Colectivo holt euch ab. Es sind ca. zwei Stunden fahrt dorthin.
Achso, na ein Glück. Privattaxi ist zwar ganz nett, aber für 14 Stunden Fahrtdauer vielleicht doch etwas komisch nur zweit.
Voll nett ist Hansel in meinem Alter und will auch ab und zu mit mir quatschen. Finde ich ja grundsätzlich schön, aber zu Zeiten, wo ich mich normalerweise im Tiefschlaf befinde, fühle ich mich nicht so redselig. Auf spanisch schon gleich gar nicht.
Früher als geplant kommen wir gegen halb vier morgens in El Tunco an. Der tagsüber sehr belebte Surfer Ort ist um diese Zeit komplett dunkel und still. Hansel fängt an, sich umzuschauen. Es ist niemand zu sehen. Er spricht Whatsapp Nachrichten zu jemandem ein, dass wir jetzt da sind, und was er jetzt machen soll. Boar, wehe, der schmeißt mich hier raus und ich soll hier mitten in der Nacht in El Salvador im Dunkeln alleine auf der Straße stehen. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich steige nicht aus! Meine innerliche Alarmglocke ist von jetzt auf gleich hellwach.
Aus der Ferne erkenne ich dann die unverkennbare Gangart und Silhouette einer Person mit schwerem Reiserucksack hinten drauf. Die fährt bestimmt auch im Colectivo mit, meint Hansel. Und schon entspannen sich meine Muskeln etwas. Nachts alleine an der Straße in El Salvador rumstehen fällt also schon mal aus, wie erfreulich. Viel schneller als gedacht kommt dann auch schon das Colectivo und ruckizucki sitzen wir zu fünft im Minibus und fangen an, es uns für die nächsten 12 Stunden bequem zu machen. Ich habe eine ganze Sitzreihe nur für mich und kann mich sogar längst hinlegen. Dank der überwiegend guten Straßen wird das auch für die meiste Zeit meine Fahrposition werden. Das Handy voller runtergeladener Serien und Filme komme ich eine ganze Zeit lang zurecht. Die gut funktionierende Klimaanlage und die angenehmen Mitreisenden inkl. Fahrer mit Begleitung machen die ganze Reise auch durchaus erträglich – trotz der vielen Stunden.

Grenzüberquerung – es könnte so einfach sein…

Wie so oft zwischen den Ländern Mittelamerikas, sind die Landesgrenzen durch einen Fluss markiert. Man fährt in El Salvador auf die Brücke und in Honduras wieder runter. Wie schon vor sieben Jahren finde ich die Grenzregion in Honduras wenig einladend, die Menschen wenig willkommen heißend. Mag vielleicht keine repräsentative Gegend für das Land sein, sorgt aber leider auch nicht dafür, die Neugier auf einen Besuch zu wecken. Relativ easy geht es nach dem Stempel und einer Toilettenpause dann auch schon weiter. Honduras durchfahren wir in einem Stück.
Schließlich nähern wir uns nach einigen weiteren Stunden der Grenze nach Nicaragua. Wir freuen uns, dass so wenig los ist und rechnen uns schon aus, dass wir ja mindestens zwei Stunden früher als geplant in León ankommen werden, denn die Strecke ist gar nicht mehr weit. Hahaha. Wie naiv man sein kann. Immer noch.
Wir stehen gefühlt ewig in dem modrig-schimmelig riechenden Haus herum, bevor überhaupt irgendwas passiert. Die 13 US Dollar Kosten für die Einreise sollen wir unbedingt passend zahlen, meint unser Fahrer, der uns netterweise begleitet. Rückgeld gibt es hier grundsätzlich keines. Auch kann man ausschließlich in US Dollar zahlen (und nicht in der Landeswährung Cordoba). Wer keine US Dollar dabei hat, zahlt den doppelten Betrag in einer anderen Währung.
So dann, mit ein wenig hin und herwechseln innerhalb unserer Reisegruppe hat jeder seine 13 Dollar parat. Mit unseren Reisepässen verschwindet dann eine Person in den Räumen hinter den Schaltern. Wir stehen weiter rum. Alles ok, meint unser Fahrer, sie brauchen hier immer Zeit. Aha. Ist ja auch gemütlich zum Warten hier im heißen, riechenden Gemäuer ohne Sitzmöglichkeiten. Schließlich kommt ein Grenzbeamter hinter den Schaltern hervor und zitiert ein Mädel aus unserer Gruppe zu sich. Schon während der Fahrt habe ich ein bisschen zwischen Fahrer und Mitreisenden gedolmetscht, da sonst aus der Gruppe keiner Spanisch kann. Auch jetzt höre ich vorsichtshalber mal mit halbem Ohr hin, ob Unterstützung nötig ist. Und eile sogleich herbei.
Der ältere Mann mit Sprachstörung (oder liegt es an den fehlenden Vorderzähnen?) fragt mehrfach nach ihrem Job und auch nach meinem. Ziemlich schwierig zu verstehen, worum es geht, aber ich antworte ihm, was mir sinnvoll erscheint und er verschwindet wieder hinter den Schaltern. Dann passiert erneut lange nichts. Bis er wieder auftaucht und mich mich ruft, zusammen mit einem der anderen Mädels. In der Hand hält er einen ausgedruckten Zettel, deutet darauf, und fragt mich, was das heißen soll. Irgendwas Norwegisches steht da mit einem Bild, ich mache mir keinen Reim. Das ist mein LinkedIn Profil, sagt die Norwegerin neben mir. Was macht er mit meinem LinkedIn Profil? Das habe ich nirgendwo angegeben. Wieder geht es um ihren Job. Im holprigen Dreiecksgespräch geht es hin und her und irgendwann scheint auch das so in Ordnung zu gehen. Oder wir werden gleich alle festgenommen, keine Ahnung.
Ich frage unseren Fahrer, was das alles soll, warum wir so intensiv befragt werden und warum hinter den Kulissen unsere Personalia im Internet recherchiert werden (nicht genug, dass wir alle am Tag zuvor 2-3 Stunden damit zugebracht haben, detaillierte Einreiseformulare online auszufüllen). Unser Fahrer meint, dass in Nicaragua immer alles ein wenig Drama sein muss. Und dass sie keine Journalisten im Land wollen. Ah ja, klingt beruhigend…
Nach zwei Stunden (wovon 1 Stunde 50 warten war), können wir weiter. Soviel zu unserer verfrühten Ankunft. Anerkennend stellen wir aber fest, dass der Zeitplan des Transportunternehmens gut auf einander abgestimmt ist, sodass unsere gesamte Reise von El Salvador über Honduras mit allen Stopps und Wartezeiten planmäßig verläuft und wir León in der angekündigten Zeit erreichen. Die langen Wartezeiten ergaben darüber hinaus auch ganz interessante Gespräche in unserer kleinen Reisegruppe. So lerne ich zum Beispiel Karo kennen und wir stellen fest, dass wir Bekannte haben, die Nachbarn im selben Haus in München sind.
Bienvenida a León
15 Minuten vor Ankunft schwenkt das Wetter plötzlich um und Platzregen fällt in Massen vom Himmel. Als wir León erreichen, sind die meisten Straßen bereits überflutet und es fühlt sich an, als ob wir einen Fluss nach dem anderen durchqueren. Shit. Und das mit den ganzen Sachen. Als erstes halten wir vor meinem Hostel. Glücklicherweise fährt der Fahrer bis direkt an die Hauskante und stellt sich an meiner statt in die tiefe Pfütze hinter dem Kofferraum, um mir mein Gepäck rauszugeben. Einigermaßen trocken schaffe ich mich mit Sack und Pack hinein. Oh, wie ich mich nach der langen Tour auf ein Bett freue!
Nö, hier bin ich falsch, heißt allerdings die wenig erfreuliche Antwort des Rezeptionisten. Meine Reservierung ist für die Zweigstelle gegenüber, sind nur 50 Meter. IN DEM REGEN! AUF DER ANDEREN STRASSENSEITE!!!! Der Fahrer ist natürlich schon weg. Oh Mann, ey. Es regnet immer noch heftig und macht nicht den Eindruck, als ob es bald aufhören würde. Ich ziehe meine Turnschuhe aus, slippe in die Flipflops rein, krempel die Hosenbeine hoch und baue meinen Rollkoffer zum Tragerucksack um – zum ersten Mal auf dieser Reise. Ich lade mir alles auf und habe in Summe ca. 27 kg ungleich verteiltes Gepäck an mir hängen. Wackelig und übervorsichtig schleppe ich mich am Bürgersteig entlang und versuche nicht direkt die Wasserschwälle der Dachrinnen von oben zu erwischen oder auf den schrägen Hauszugängen im Nassen zur Straße hinabzuschliddern. Wie schon in El Salvador sind die Bürgersteige hier mit glatten Fliesen versehen, die im nassen Zustand gerne zur Rutschpartie werden, à la Seifenstück in der Dusche – vor allem in abgelatschten Flipflops.
Ich stehe genau gegenüber von meinem Hostel. Vielleicht bin ich sieben oder acht Meter entfernt. Dazwischen fließt ein brauner Strom, der vor kurzem noch eine Straße war. Ob es Schlaglöcher gibt oder an welcher Stelle die Straße tiefer wird, ist nicht zu erkennen. Ich mache mich los und Schrittchen für Schrittchen schleiche ich im Schneckentempo durch die Dreckbrühe, die ganz ordentlich an meinen Beinen zieht. Sack und Pack hängen an mir. Von oben klattert es immer noch ununterbrochen runter. Wenn ich jetzt stolpere und hinfliege, ist es so, als würde ich meinen kompletten Hausstand in einen Pool werfen, denke ich mir. Also mal besser nicht stolpern. Endlich schaffe ich es ans andere Ende und zwänge mich dann noch mit meinem Gepäck durch die enge Gittertür des Hostels. Drin. Auf den nächsten spiegelglatten Fliesen 🙈😅
Ich checke ein, stelle meinen Kram ab und will noch schnell ein Foto von den Wassermassen vor der Tür machen, denn der Anblick war einfach der Wahnsinn: Der Fluss auf der Straße reichte bis zur Hauskante und dann und wann schwappte eine Welle hinein!
Ich gehe zum Eingang mit dem Gitter und sehe: NICHTS!!! Alles Wasser weg! Noch ein bisschen feucht und sonst nichts. Binnen drei Minuten hat es so plötzlich aufgehört zu regnen, wie es angefangen hat. Und der Fluss ist komplett verschwunden. Hauptsache, ich hab mich da vor wenigen Momenten sowas von durchgekämpft! Da sah es noch aus, als würde es nie wieder aufhören zu regnen. Das kann doch echt nicht wahr sein. Naja, egal. Dann halt kein Foto und ich leg mich jetzt endlich erstmal hin, bin fix und alle.
Kaum betrete ich mein Vier-Bett-Zimmer, wartet der nächste Schock: Während es durch den Regen draußen angenehm moderate Temperaturen hat, herrscht hier drin stickige Saunaluft und es riecht nach Füßen. Die Betten sind Klappergestelle, für Gepäck gibt es ein kleines Spintchen, wo fast nichts rein passt, der Rest steht offen rum. Nach einer Minute im Raum stehe ich schon wieder komplett im eigenen Saft. Alter Schwede. Dass ich hier drin ein Auge zu mache, ist vollkommen abwegig. An Entspannung ist hier nicht zu denken.
Um nicht ins Zimmer zu müssen, halte ich mich also so lange wie möglich in den Social Areas von diesem und dem anderen Teil des Hostels auf. Die Anlagen sind insgesamt ausgesprochen schön. Und auch das Bild mit mir und der Hängematte ist sicher idyllisch. Aber wenn man die Nacht zuvor nur zwei Stunden geschlafen hat, und dann eine ewig lange Busreise hinter sich hat, wünscht man sich Ruhe und ein schönes Bett. Keine laute Musik mit Leuten um einen rum, unbequeme Hängematte und auch nicht das angebotene Zimmer.
Auf eine fast schlaflose Nacht folgt die nächste. Unerträglich stickig ist es im Zimmer und es leuchtet im ganzen Raum, wenn einer das Licht am Bett anmacht. Der kleine Miniventilator an meinem Bett ist super laut. Als ob ein kleiner Helikopter über meinem Kopf schwebt. Mache ich ihn aus, bin ich dem Hitzekollaps nah. Hab ich ihn an, dröhnt es durchs Bett und ich finde keine Ruhe. An, aus, an, aus, aufs Klo, an, aus – so geht es bis morgens. Da lausche ich dann durch die halben Wände in den Waschräumen den Geräuschen anderer Leute Morgentoilette, während ich mich selbst fertig mache…
So schön das Hostel auch ist, hier möchte ich auf keinen Fall bleiben. Das ändert auch der Kolibri nicht, der morgens um die Blüten im Garten schwirrt. Ich scanne die üblichen Buchungsseiten nach einem Hostel mit Einzelzimmer und Klimaanlage durch, buche mir etwas in der Nähe, und kriege sogar das Geld der übrigen Nacht zurückerstattet.
Das ist also mein Start in Nicaragua. Kann ja irgendwie nur besser werden.
Ist das jetzt besser?
Mit Sack und Pack ziehe ich wieder weiter die 20 Minuten Wegstrecke zum nächsten Hostel. Die Hitze drückt erneut, aber zumindest regnet es nicht. Begrüßt werde ich in der neuen Unterkunft von Hundegebell und sonst erstmal keinem. Vor der Gittertür stehe ich rum und rufe öfter hinein, bis jemand kommt und ich mein Zimmer beziehen kann. Natürlich mit eng verwinkelter Treppe ganz oben, wo ich am liebsten hin klettere mit all dem Gepäck. Dafür freue ich mich über mein eigenes Zimmer MIT KLIMAANLAGE und EIGENEM Bad. Sehr schön. Von den anderen Gästen, die es hier im Hostel geben soll, sehe und höre ich allerdings nichts. Scheint so, als ob ich Gesellschaft und schönes Ambiente gegen Klimaanlage und eigenes Bad getauscht habe. Na mal sehen.
Wie war’s und wie ist’s?
Nach sieben Jahren bestimmte Länder erneut zu bereisen, ist zugegeben ein kleines Experiment: Was werde ich wieder erkennen? Was ist genauso? Was hat sich (stark) verändert? Das Spannende, was mir nach über zwei Monaten unterwegs auffällt, ist nicht die Veränderung der Länder. Viel deutlicher vor Augen wird mir meine eigene Entwicklung geführt. Vieles erlebe ich inzwischen nicht mehr zum ersten Mal. Dann und wann trauere ich diesem Gefühl ein bisschen hinterher. Wie mit vielen Dingen, die man wiederholt erlebt, fühlt es sich schnell nicht mehr so aufregend wie beim ersten Mal an und das Gefühl des Anfangs löst sich ab mit dem Gefühl von Normalität. So auch auf Reisen. Schade, denn das Anfangsgefühl mag ich.
Dafür sind andere Themen für mich präsenter geworden: angenehmes Klima, ein gewisser Komfort, gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport, erquickende Gesellschaft. Gut und gerne habe ich da vor Jahren Abstriche machen können – vor allem beim Essen 🙈. Und auch die feuchte Hitze hat mir viel weniger ausgemacht (oder ist es der Klimawandel, der hier so spürbar ist?) Heute ist das anders und zu meinem Wohlbefinden braucht es einige mehr Komponenten als noch damals – oder erinnere ich mich nur zu optimistisch? Zum Beispiel hätte mich, glaube ich, die entstehende Ameisenstraße auf dem Bett, auf dem nun meine Sachen liegen, vor sieben Jahren noch weniger gestört als heute…
Die Taschen voller Geld, und kaufen kann ich nix…
Nach dem leckeren, aber überschaubaren Frühstück im ersten Hostel, meldet sich um die Mittagszeit allmählich mein Magen und kündigt hörbares Interesse an etwas Essbarem an. Mission davor: Geld wechseln in die lokale Währung Cordoba. Mit meinen letzten “kleinen” Dollarscheinen habe ich das erste Hostel gezahlt. Jetzt habe ich nur noch 100er Scheine übrig und das neue Hostel kann ich damit mal nicht bezahlen, steht extra ein großes Schild da: max. 50 US Dollar Scheine. Was zu Essen für ein einen kleinen Betrag werde ich damit also auch nicht bezahlen können. In El Salvador hatten wir zuvor an einer Bank ohne Abhebegebühr nochmal großzügig US Dollar abgehoben, da US Dollar eine meist universelle Währung in den lateinamerikanischen Ländern ist. Stimmt auch für hier, aber eben nur die kleinen Scheine…
Ich frage nach, bei welcher Bank ich am besten tauschen kann und kriege vom lokalen Personal eine sehr lange Antwort auf meine eigentlich kurze Frage. Ich verstehe ungefähr ein Drittel. Im Zentrum soll es eine Bank geben, da geht das. Alternativ sitzen an manchen Hausecken hier und da auch Männer mit fetten Fächern an Geldscheinen, die auch Geld tauschen. Aber das möchte ich gerade noch nicht ausprobieren. Also laufe ich los, die 1,7 km zur Bank im Zentrum. Ich beeile mich, um nur so kurz wie möglich in der Mittagshitze unterwegs zu sein.
Angekommen in der Bank, stelle ich mich in die Schlange und warte 25 min, bis ich dran bin. Der nette Mann am Schalter zeigt sich durchaus kooperativ, bis er mich nach meinem Pasaporte fragt. Boar, nee ey, echt jetzt? Daran hätte ich denken können, war in Mexiko auch schon so. Hab ich aber nicht dran gedacht. Ohne Pass, kein getauschtes Geld. Unverrichteter Dinge mache ich mich also die 1,7 km zurück zum Hostel. Aus hungry ist inzwischen ein ordentliches hangry geworden. Ich bin richtig sauer und ärgere mich über mich selbst und die beknackte Tatsache, dass ich verhältnismäßig viel Geld dabei habe und mir trotzdem nichts zu Essen kaufen kann! So eine Schei*e! Das Sch*-Wort kennen jetzt auch die Einheimischen. Ich war so frei ihnen die Gelegenheit zu geben, es mich rufen zu hören 😅
Mit Pasaporte im Gepäck und nochmal 1,7 km Retour stehe ich erneut in der Schlange und warte dieses Mal 45 min. Nie wieder machen wir so eine Umtauscharie lege ich in diesem Moment fest. Das nächste Mal wird Geld am ATM abgehoben und fertig. Zu meiner Freude stelle ich aber fest, wie normal es schon für mich ist, in eine nicaraguanische Bank zu gehen, die einzige Touristin zu sein, und alles auf spanisch zu klären. Vor einigen Wochen war das noch höchst aufregend für mich. Inzwischen schon nur noch leicht nervig, vergleichbar mit dem Gang zum Amt in Deutschland, wenn man weiß, dass man ewig wartet, um dann für fünf Minuten etwas zu klären.

Mit einem Stapel Cordobas in der Tasche bin ich stolz auf meine hart erkämpfte Errungenschaft und lade mich erstmal fürstlich ins vegane Restaurant Coco Calala ein. Selten habe ich eine so herrliche Linsensuppe gegessen und sie derart gefeiert 😃
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