Weiter geht es für uns in den ca. 4 Stunden entfernten Ort Jardín (deutsch: Garten) am Anfang der berühmten Kaffeeregion in Kolumbien. Der Name passt. Das liebevoll bunt errichtete Dorf liegt in einem Tal umgeben von grünen Bergen voller Kaffeepflanzen und erfreut uns an vielen Ecken mit einer bunten Pflanzenwelt und farbenfröhlicher Architektur.

Mein absolutes Highlight in Sachen Unterkunft ist das Hotel Plantación, das wir durch Zufall finden, als wir im hauseigenen veganen Restaurant speisen. “Hier will ich bleiben”, erfährt Udo von mir schon nach der Vorspeise. Zum Glück ist noch ein Zimmer frei und so ziehen wir nach dem Essen direkt in das schönste Zimmer mit bestem Ausblick auf die Berge. Die Sonne erleuchtet passenderweise die umliegenden Berge und unseren Raum mit dem schönsten Wohlfühllicht, als wir Quartier beziehen.
Die (nachhaltige) Detailliebe im Hotel Plantación lässt mein Herz Luftsprünge machen:
- Es gibt einen Korb mit frischem Obst und frischem Wasser im Zimmer
- Es Lavendel Duftspray mit ätherischen Ölen wartet als Begrüßungsgeschenk auf meinem Nachttisch (und soll fortan mit drei Spritzern aufs Kissen für ein wohliges Gefühl zum Einschlafen in den unzähligen noch kommenden Betten sorgen)
- abends wird ein kostenfreies Kit für frischen Tee und Kaffee zum Selbermachen ans Zimmer gebracht. Inklusive Thermoskanne, dass selbst morgens nach dem Aufwachen noch ein warmes Getränk bereit steht
- Holzfußböden, Hängematten im Zimmer und auf den Balkonen
- Naturkosmetik Zahnpasta, Creme, Shampoo, Conditioner, Duschgel in den besten Düften im Badezimmer.
- Kleine Casher an den Flurwänden, falls man auf dem Boden ein Insekt findet, damit man es im Garten frei lassen kann.
- Dreierlei Arten Handtücher zur Wahl, je nachdem, welchen sozialen und ökologischen Beitrag man zu lokalen Organisationen unterstützen möchte.
- Das leckerste Frühstücksmenü inklusive
Wenn man eine Beziehung mit seiner Unterkunft anfangen könnte, hier wäre das 🥰
Ein Kirsche-auf-der-Sahne-Moment
Morgens bei einer kleinen Wanderung erwähnt Udo, dass er auf der Reise gerne ein Gürteltier sehen würde. Wie schon bei dem Wunsch Baby Schildkröten im Sand zu entdecken, denke ich mir: das ist ja so mega selten. Das passiert ja nahezu nie.
Am Nachmittag höre ich dann lautes und aufgeregtes Geplapper von den Nachbarinnen gegenüber, verstehe aber kein Wort. Eigentlich nur, um Ruhe im Zimmer zu haben, gehe ich auf den Balkon, um die Tür zu schließen und sehe, dass alle Damen in die selbe Richtung schauen und auf etwas zeigen. Ich schaue runter und entdecke direkt unter unserem Balkon ein großes Gürteltier hin und her wandern. Mitten am Tag, mitten in der Sonne, direkt vor der Tür, wo sonst Gäste ein- und ausgehen. Ich rufe Udo her und er flitzt nach dem ersten Blick nach unten, um das seltene Tier ganz aus der Nähe zu sehen. Den Gefallen, mal kurz ruhig zu halten, dass wir ein schönes Foto machen können, tut es uns nicht. Dafür bekommen wir die Gelegenheit, dieses besondere Schuppentier aus nächster Nähe zu betrachten. In seiner “natürlichen” Umgebung. Der Wahnsinn. Ausgerechnet an dem Tag, an dem wir das erste Mal über so ein Tier gesprochen haben.
Was wir sonst noch unternehmen und erleben in unseren 5 Tagen in Jardín
- Eine Wanderung zum Aussichtspunkt Mirador Cristo Rey mit leckerstem Essen oben auf der “Alm”
- Roten Vogel mit lustigem Kopf entdecken: Gallito de Roca
- Ganz viele Kolibris sehen
- Super lecker essen im Restaurant Consulado Vegetal
- Mit wackeliger Seilbahn über Schlucht fahren
- Hufeisen bei Bergwanderung finden
- bei Regen mit dem Tuktuk nach Hause fahren
- 15km Wandertour durch die Berge machen (inkl. Dschungeltrip und Überquerung etlicher Wasserfälle)
Gibt’s hier Kaffee?
Ein ausgiebiger Besuch der Kaffeeregion gehört zu einem Kolumbienbesuch irgendwie dazu. Gerne wollen wir uns selbst ein Bild von der Region machen, von der so viel gesprochen wird und in der einige unserer in Europa lebenden kolumbianischen Bekannten später ihren Lebensabend verbringen möchten.
Unser Plan, auf halber Strecke in die Kaffeeregion einen Stop in Jardín zu machen, um die lange Fahrtstrecke zu unterbrechen, geht leider nicht auf. Auf halben Wege zum Eje Cafetero fahren wir von Jardín aus mit dem Bus bis fast wieder ganz nach Medellín, um von da erneut gen Süden zu fahren. Die kolumbianische Straßenführung entspricht dann doch eher dem südamerikanischen Modell, denn dem deutschen, wie wir an dieser Stelle lernen dürfen.
Santa Rosa de Cabal – Termales
Belohnt werden wir dafür nach vielen Stunden Busfahrt mit badewasser heißen Thermalquellen und einem spektakulären Wasserfallpanorama im Hintergrund. Im Dezember unter freiem Himmel im heißen Naturpool sitzen und das Ganze mit einem leckeren Cocktail in der Hand vollenden – uns kann es so richtig gut gehen.
Boquia – Salento – Valle Cocora
Unser nächster Stopp ist die Eco Lodge Refugio Puente de la Explanación im ruhigen Örtchen Boquia. Direkt am Fluss, der über das Grundstück verläuft, liegt unsere Canaña, Dschungelfeeling inklusive. Spannend: Das Geräusch des Flussrauschens wird nach dem Aufwachen vom Gehörsinn wie in einem Film akustisch eingeblendet. Der erste Sekundenbruchteil ist noch still, dann wird es schnell immer lauter. Noch eine Freude: Mosquitos scheint das Klima hier nicht zu gefallen. Obwohl wir uns direkt am Wasser befinden, gibt es hier so gut wie keine. Unser Gastgeber meint dazu “They don’t like it here. If you see one, it’s probably lost” 😂). Noch schön: Der Sternenhimmel ist hier so klar, wie sonst selten.

Gestärkt mit einem in Butter gegrillten Maiskolben und einer typischen Mais-Arepa (Art Pfannkuchen) vom Straßenstand machen wir uns am nächsten Tag auf in den nächst größeren und deutlich belebteren Ort Salento, um von dort aus in das Valle Cocora (Cocora Tal) mit seinen Wachspalmen zu fahren. Wachspalmen sind die Nationalpalmen von Kolumbien, dürfen wir lernen.
Die Tramper sind unterwegs
Wir stehen also am Straßenrand im Dörfchen Boquia und warten darauf, dass ein Bus vorbei kommt. Busse haben vorne in der Scheibe meistens ihren Zielort stehen. Erkennt man aber im schnellen Vorbeifahren oft nicht rechtzeitig genug. Also winken wir mal ordentlich den nächst kommenden Bus heran, den wir sehen. Hält auch gleich an, wunderbar. Zwar habe ich den Zielort nicht lesen können, sondern nur irgendwas mit „Universitario“, aber die Fahrtrichtung stimmt schon mal.
Und siehe da. Der Zielort ist passenderweise das Valle de Cocora. Nur zahlen wir nicht den üblichen Ticketpreis, sondern werden freudestrahlend auf die Fahrt eingeladen, da wir uns in einer Kohorte aus Studierenden mit ihren Professoren der Uni Pasto (im Süden von Kolumbien) wiederfinden. Die Gruppe ist derart begeistert über uns als exotisch deutsches Pärchen in ihrer Mitte, dass wir uns die rund 40 Minuten Fahrt mit interessanten Fragen, Selfies machen, Kichern und staunenden Blicken wie lang erwartete Gäste aus dem fernen Ausland fühlen. Was für eine lustige und herzliche Fahrt. Hatten wir so auch noch nicht.
Wachspalmen und mehr
Wie schon an unseren bisherigen Stationen in Kolumbien, wurde uns vom Tal der Wachspalmen nicht zu viel versprochen. Der Blick ist grandios! Da lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, den längsten Trail durch das Tal zu wählen: Rund 12 km inklusive hunderten Höhenmetern und ordentlich Dschungelgelände auf der zweiten Hälfte. Quasi die Feuerprobe für meinen noch vor sechs Monaten mit zwei Brüchen völlig außer Gefecht gesetzten Fuß. Ergebnis: Feuerprobe (oder eher Trekking Probe) erfolgreich bestanden! 👏
Besonders i-Tüpfelchen der 5-stündigen Wanderung: Unser Besuch im Reserva Natural Acaime mit seinen unzähligen Kolibris und mindestens 6 verschiedenen Arten. Nur der Wetterumschwung und die nahende Dunkelheit lässt uns von hier wieder weiterziehen. Das Spiel der Vöglein hätten wir uns noch stundenlang angucken können.
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