workation Diary

#29 Final Thoughts

Nach unserem Besuch von Machu Picchu holen wir uns erstmal den wohlverdienten Stempel im Pass ab und gehen dann schön essen, um die faszinierenden Impressionen des präkolumbianischen Architekturwunders mit seiner einnehmenden Energie auf uns wirken zu lassen. Es braucht wirklich seine Zeit, um alles Gesehene zu verarbeiten und sacken zu lassen. Wir sind froh, dass wir noch einige Stunden Zeit haben, bevor unser Zug zurück nach Cusco fährt. Wir schlendern noch ein bisschen durch das umgeben von hohen Felsen liegende Örtchen Aguas Calientes, treffen hier und da jemanden, den wir aus der Ticketschlange oder vom Machu Picchu kennen, und treten mit Anbruch der Dunkelheit unseren Rückweg an.

Fun Fact: Aus dem Fernsehen kennt man ja die Wahl zum hässlichsten Hund der Welt. Da sticht eine Rasse immer besonders hervor: mit dunkler Haut und nur vereinzeltnen Fellbüscheln. Genau von denen laufen hier einige im Ort rum – haben wir noch nie in echt gesehen vorher 😜

Last Day Peru

Zurück in Cusco haben wir noch einen ganzen Tag, bevor schon unser Abschied ansteht und wir mit dem Bus nach La Paz in Bolivien fahren. Wir treffen uns nochmal mit unserem Guide Everett, um ihm für die Rettung unseres Besuchs beim Machu Picchu ein fettes Trinkgeld zu geben (was er überhaupt nicht erwartet und auch nur mit einiger Überredung annimmt: “I just wanted that you have a great time!” …).

Außerdem lassen wir nochmal alle Eindrücke der Stadt auf uns wirken, genießen erneut gutes, leckeres Essen, die schöne Umgebung, die tollen Ausblicke.

Schließlich folgt ein letzter Blick und wir machen uns los, um ein weiteres zu bereisen: Der Nachtbus nach Bolivien steht schon bereit…

Zum Abschied ein paar Gedanken

Peru hat uns wirklich gefallen. Hätten wir vorab gewusst, wie sehr, hätte unsere Reiseplanung wahrscheinlich anders ausgesehen. Wir hätten einiges an mehr Zeit eingeplant – blieben doch einige Orte unbesucht, einige Trails unbewandert, einige Sehenswürdigkeiten ungesehen. In Peru kamen für längere Zeit am Stück keine Heimwehgedanken auf, nicht mal zu Weihnachten. Wir waren einfach froh auf Reisen zu sein und die Energie des Landes fließen zu lassen.

Neben all den spektakulären Erlebnissen gibt es allerdings auch in Peru die andere Seite der Medaille beim Reisen. Vor allem körperlich gab es den einen oder anderen Punkt, der nicht auf unserer Wunschliste stand, aber trotzdem im Paket mit drin war.

Shitsandwich

  • Massenhaft Sandfliegen, die fieser und häufiger stechen als Mücken. Und auch noch schlechter zu fangen sind, weil sie so klein sind. Udos Beine sind völlig zerstochen und entzündet.
  • Die Nacht zum Tag machen, weil man alles erleben will: Erster Tag: 3:30 Uhr abgeholt werden zum Colca Canyon. Zweiter Tag: 4:30 Uhr loswandern: 1.100 Meter nur nach oben. Dritter Tag: Nachtbus nehmen – mit gewöhnlich wenig Schlaf. Vierter Tag: 3:45 abgeholt werden, um zum Ort Machu Picchu zu fahren. Fünfter Tag: Nachtbus nach Bolivien nehmen (…). Der Schlafrhythmus ist völlig im Eimer. An Morgenroutine mit Yoga ist überhaupt nicht zu denken. 
  • Höhenkrankheit kennenlernen: Völlige Erschöpfung schon nach wenigen Schritten, Müdigkeit ohne große Aktivität, Kurzatmigkeit und Schneckentempo beim Gehen…
  • Ständig mit laufender Nase in den Hochebenen rumlaufen, gepaart mit mega trockener Haut am ganzen Körper und aufgesprungenen, entzündeten Lippen
  • Obwohl wir Peru insgesamt als vergleichsweise ruhig und angenehm empfinden, weil der allgemeine Lärmpegel nicht so hoch ist und wir nicht permanent vollgedröhnt werden, findet sich doch hier und da eine ordentliche Ausnahme: Höchstbeschallung am Restauranttisch aus zwei gegenüberliegenden Lautsprechern mit verschiedenen Musikgenres. Hier muss jeder Laden lauter sein, als der daneben. Es heißt wieder: viel hilft viel. Kaum treten wir ein (weil es ja hier nicht so laut ist, wie nebenan), wird so laut aufgedreht, dass ich mir am liebsten Lärmschutzkopfhörer aufsetzen würde – und mit Udo nur noch per Zeichen über den Tisch kommuniziere. Auch nett: Wir sitzen im Restaurant und besprechen gerade, dass wir gerne noch ein bisschen bleiben möchten, weil es ja gerade ganz schön ist. Da wird der Fernseher im Raum von lautlos auf lauthals aufgedreht. Und es läuft eine brutale Mordszene in einem Spielfilm ab 18. Wir bleiben doch nicht…
  • Nase zu: Wo Peru extrem über visuelle Reize beeindruckt und an Ästhetik vielerorts (in touristischen Regionen) nicht gespart wird – z.B. bei Häuserfassaden, öffentlichen Plätzen, Essen – macht man olfaktorisch hier einige Abstriche. In vielen Straßen, Unterkünften und Restaurants riecht es unangenehm nach Abwasser, Toilette oder den Folgen von zu viel Feuchtigkeit.

Gedanke

Es geht auf Reisen auch darum, die eigenen Grenzen auszuweiten. Dazu gehört auch, unangenehme Phasen mal auszuhalten und nicht gleich einen Rückzieher zu machen: NICHT nach Hause fliegen, weil man gerade alles und jeden vermisst. NICHT am Berg anhalten, weil der Gipfel unendlich weit weg erscheint. NICHT gleich weiterzureisen, weil es nicht angenehm riecht, schmeckt, klingt oder aussieht. Der schmale Grat der Entscheidung ist immer: Ist es noch Ausdehnung der eigenen Komfortzone oder muss ich mir das WIRKLICH NICHT antun? Nicht immer einfach abzuwägen. Wie uns beiden das gelingt, zeigen die Metaphern, die uns dazu einfallen: für Udo: Riesenrad, für Anna: Holzachterbahn 😂

Peru im Allgemeinen und Besonderen

  • besonders herzliche und freundliche Menschen 💛
  • Hier gibt es Quinoa im Essen UND im Trinken
  • Das beste Essen in ganz Südamerika: gesunde, abwechslungsreiche Zutaten, sehr lecker, sehr liebevoll angerichtet. Annas Lieblingsessen: Chupe de Quinoa (Quinoa Suppe nach Art des Hauses)
  • Avocado heißt Palta (statt Aguaquate, wie bisher)
  • Das gibt es zum ersten Mal auf der Karte: Cuy (Meerschweinchen). Sieht auf dem Teller aus, als hätte jemand einen Fels auf das Tier fallen lassen und das platte Ding erst auf den Grill und dann auf den Teller gelegt. Zum Glück habe ich das nur auf Bildern gesehen. Die Gelegenheit, es zu probieren, hat sich für Udos Pech und mein Glück nicht so richtig ergeben.
  • National Drink: Pisco Sour
  • Die Körpergröße der meisten Leute ist deutlich kleiner und es gibt kein auffallendes Übergewicht der Bevölkerung wie zum Beispiel in Nicaragua oder El Salvador
  • Wir lernen neben Alpaka und Lama noch zwei weitere Arten kennen: die wild lebenden Guanacos und Vicuñas
  • Wir machen den ersten richtigen Hike mit Übernachtung auf dieser Reise
  • Es gibt zum ersten Mal massenhaft Klamotten aus Alpakawolle zu kaufen – passend zu den niedrigeren Temperaturen der Hochebenen
  • Besondere Orte: Zum Beispiel Aguas Calientes: Wir sind erstaunt von der Herzlichkeit des Personals in Restaurants und Unterkünften. In einem Ort, der ausschließlich von Tourismus lebt und das auch noch mit hauptsächlich einmaliger Kundschaft hätte man das auch anders erwarten können. Das Dorf ist besonders touristisch. Also touristisch UND besonders, mit Charme und guter Energie, tollen Restaurants und Cafés, wenn auch mit einem Touri-Aufschlag. Eine abgeschiedene Insel auf dem Festland; nur zu Fuß oder mit dem Zug zu erreichen, keine Zufahrtsstraße. Auch rund herum wandern kann man nicht, außer zum Machu Picchu (mit Eintrittsticket natürlich). 
  • So viele Vegetationsebenen: Von Meer und Sandstrand hin zu saftigen Palmenwäldern, über karge Steppenlandschaft hin zu nahezu komplett trockenen Geröllwüsten. Von 0 Meter bis über 6000 Meter Höhenunterschied. 
  • Mein persönlicher Höhenrekord irgendwo um die 5000 Meter (Udo war schon im Himalaya, da ist es noch höher).

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Kommentare

2 Antworten zu „#29 Final Thoughts“

  1. Avatar von Renate und Arwed
    Renate und Arwed

    Sehr schön!! Haben den Bericht sehr genossen und wünschen euch auch weiterhin schöne Erlebnisse😍😍😘😘

    1. Avatar von Anna
      Anna

      Lieben Dank euch :)

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